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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1935/36, 4. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 1: Kreta — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.41987#0044
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Arnold von Salis:

reminded of the Minoan goddess who is constantlv represented nude
to the waistV'. Die von Payne nach dem Original gepauste Zeich-
nung (Abb. 1) würde man freilich falsch interpretieren, wenn man
den dort bloß in Umrißlinien wiedergegebenen Unterarm für unbe-
kleidet hielte, also eine Jacke mit nur bis zum Ellbogen reichenden,
enganliegenden Ärmeln dargestellt zu sehen vermeinte, wie sie
minoischer Kleidersitte entspricht, in Wirklichkeit unseres Erach-
tens auch hier vorausgesetzt werden müßte. Gemalt waren die
Arme natürlich in voller Silhouette; die fragliche Partie ist in der
Skizze ergänzt, am Original bis zu den Fingerspitzen der geöffneten
Linken abgeblättert. Aber auch so ist die Ähnlichkeit mit der
kleinen Fayencefigur aus dem ,,Temple Repository“ von Knossos1 2
ja noch auffällig genug, und vor allem der Rock mit seinem breiten
unteren Saumstreifen und dem (dunkel gemalten) schürzenartigen
Überhang, der hier anscheinend Schoß und Hüften bedeckt, er-
innert an die reiche und komplizierte Garderobe der Damenwelt
am Hofe des Minos. Alles in allem ist es eine durchaus ungriechische
Tracht; mit dem Peplos der dorischen Frau, wie er im Kreta des
Archaismus doch ohne Zeifel gebräuchlich war, hat dieser fremd-
artig anmutende Aufzug schlechterdings nichts gemein.
Versuchen wir das Ergebnis der vorstehenden Untersuchung
in Kürze zusammenzufassen. Auf einem Gefäß lokalen Ursprungs,
das uns der Roden von Knossos, das heißt von Ariadnes engerer
Heimat selber schenkte, finden wir eine Episode des kretischen
Mythus dargestellt; in einem Rüde, das gleich einer Herkunftmarke
an vornehmster Stelle der Vase angeheftet erscheint. Die Tochter
aus dem knossischen Königshaus und ihr heldenhafter Freund3
1 Zur kretischen Frauentracht mit der kurzärmeligen, vorne verschnürten
Jacke, welche die Brust freiläßt s. Rodenwaldt, Tiryns II 75ff.; M. Bieber,
Entwicklungsgeschichte d. griech. Tracht 21 f. u. die dort zitierte Literatur.
Bekanntlich hat das Kostüm, nach Ausweis der Fresken aus Mykenai, Tiryns
u. Theben, auch auf dem griechischen Festlande Eingang gefunden.
2 Evans, Palace 1 501 ff. Abb. 360—362; Bossert, Altkreta 22 Abb.
103, 104; Rodenwaldt, Kunst d. Antike (Propyl.-Kunstgesch.) Abb. 122
(schwerlich richtig als „Priesterin“ bezeichnet); Bieber a. O. Taf. 6, 2. Zur
Deutung Nilsson, Religion 79, 268.
3 Das Schwert ist die Waffe, mit der in den ältesten Darstellungen des
Abenteuers Theseus den Minotauros tötet. Der Helm bezeichnet in dieser Früh-
kunst einfach den „Mann“; siehe auch ThuA. 17 zur Bronze a. d. Idäischen
Grotte. So erscheint Herakles auf den böotischen Fibeln behelmt ; oder man
denke an die alten Kulturbilder von Zeus und Apollon.
 
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