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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0011
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Es sind nun sieben Jahrzehnte und darüber, daß die rätsel-
haften Grabstelen aus einer der picenischen Nekropolen, an der
Westküste der Adria, in der Nähe von Pesaro gelegen, die For-
schung narren. Die ersten Funde daselbst wurden im Jahre 1860
gemacht, später sind zu wiederholten Malen noch weitere Proben
dieser Denkmälergattung aufgetaucht1. Die drei mit figürlichen
Bildern verzierten Steine, die allein uns hier beschäftigen sollen,
werden auf Tafel 1 und 2 und in Abbildung 2 nochmals vorgelegt.
Alles an ihnen ist in hohem Grade sonderbar: ihre so aufreizend klar
und sauber eingegrabenen, zum Teil sehr wortreichen Inschriften,
deren Entzifferung noch immer nicht gelingen will, ihre phantasti-
sche und fast vorgeschichtlich anmutende Ornamentik2, und ganz
besonders diese in der grobschlächtigen Derbheit des Ausdrucks
ans Groteske streifende Bilderwelt. Ihr stehen alle bisherigen Deu-
tungsversuche im Grunde ratlos gegenüber; natürlich blieb das
nächstliegende und bequemste Auskunftsmittel, die Anzweiflung
der Echtheit, auch hier nicht unversucht. Diejenigen Forscher aber,
die sich am antiken Ursprung der Inschriften und der Bilder mit
Recht nicht irre machen ließen, gehen in ihrer Ansicht über Sprache
und Kunstform dieser Grabmäler weit auseinander; vor allem gilt
das hinsichtlich der zeitlichen Bestimmung, die um mehrere Jahr-
hunderte differiert3. Auf diesen reichlich zerwühlten Kampfplatz
nun hat sich vor kurzem Eduard Norden in neuer Rüstung ge-
wagt; und sein kühner Versuch, das heikle Problem zu lösen, im
Rahmen einer umfassenden Studie über die bewegenden Kräfte
1 Zur allgemeinen Orientierung vgl. die Artikel v. Duhn, „Novilara“
und „Picenum“ in: Ebert, Reallexikon d. Vorgeschichte IX 123—129 (m.
Beitrag von G. Herbig), X 156.
2 Beides auf der anderen Seite der Platten, hier nicht abgebildet.
3 Vom 8./7. Jahrh. v. Chr. (D. Randall-Mac Iver; Dumitrescu; vgl.
auch Messerschmidt, Gnomon 9, 1933, 160; derselbe, Bronzezeit u. frühe
Eisenzeit in Italien 48) — von noch früheren Ansätzen (dall’ Osso) zu schwei-
gen — bis 500—450 (v. Duhn). Wer vorsichtig sein will, spricht sich für eine
„mittlere Datierung“ aus, so jetzt Messerschmidt bei Norden (s. Seite 4
Anm. 1) 309, 3 (6. Jahrh.).
1*
 
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