Metadaten

Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0014
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

Arnold von Salis:

Was im Nachstehenden erörtert werden soll, ist auch nur eine
der Komponenten, die es mit zu berücksichtigen gilt; immerhin
eine nicht unwesentliche, wie uns scheinen will. Der Einfluß vom
Balkan und — mittelbar — von Griechenland her ist nicht zu unter-
schätzen. Aber auch dieser soll unter einem ganz bestimmten Ge-
sichtswinkel betrachtet werden: uns interessiert hier vornehmlich
das Schicksal, das dem hellenischen Element in dem Hexenkessel
einer sehr fremdartigen Kulturwelt heschieden war, seine Verwand-
lungen und seine Entartung. Und vor allem, wie schon der Titel
der vorliegenden Schrift besagt, und wie in der Einleitung zum
Ganzen in Kürze auseinandergesetzt wurde1, das Auftauchen von
Bildern der griechischen Mythologie an einer Stelle, wo es bisher
gewiß noch niemals vermutet worden ist. Wir glauben damit
einen nicht unerwünschten Beitrag zur Geschichte der antiken
Sagemllustration und ihres Geltungsbereiches zu bieten. Dieses
unser eigentliches Thema läßt sich aber mit einiger Aussicht auf
Erfolg nur dann in Angriff nehmen, wenn der figürliche Bild-
schmuck, in den die versprengten Fremdkörper eingebettet sind,
und von dem sie bloß einen Bestandteil ausmachen, in seiner Ge-
samtheit einer scharfen Prüfung unterzogen wird. Es heißt hier
das Verhältnis des bodenständigen und des von auswärts zuge-
tragenen Ideen- und Formengutes nach Möglichkeit bis ins letzte
zu beleuchten. Insofern greift die folgende Studie freilich über
den engeren Rahmen unserer Fragestellung notgedrungen wieder
weit hinaus.

1.
Die Grabstele Tafel 1, zuerst in Privatbesitz befindlich, wurde
im Jahre 1908 für das Museo Preistorico in Rom erworben2. Nach
Angabe des früheren Besitzers soll sie aus Fano stammen, doch
nimmt man wohl mit Recht an, ihr Fundort sei gleichfalls jene
Nekropole bei S. Nicola di Valmanente in der Nähe von Novilara,
deren Grabsteinen sie, nach Material, Technik und Stil, durchaus
entspricht. Der Einfachheit halber soll die Bezeichnung „Stele von
1 Neue Darstellungen griechischer Sagen: I. Kreta (SBHeid. 1935/36,
4. Abh.) 3f.
2 Helbig, Führer durch d. Sammlungen in Rom3 Nr. 1658 (II 279,
Reisch); Mariani, RendLinc. Ser. V Bd. 17, 1908, 681 ff., 685 Abb. A. B;
Hoernes-Menghin, Urgeschichte d. bild. Kunst 634; Norden, a. O. 221, 247f.
Taf. 3, 2. 3. Die Inschrift Lattes, Ctlotta 2, 1910, 265ff.; Jacobsohn, Altital.
Inschr. 26 Nr. 145.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften