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Salis, Arnold [Editor]; Salis, Arnold [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0034
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26

Arnold von Salis:

dings, ob der Dichter der Ilias diesen schrägen Sockel im Auge hat,
wenn er Π 702 ff. Patroklos dreimal am άγκών der Stadtmauer hinauf-
steigen läßt. Dörpfeld1 erklärt es so: „Wenn wir erwägen, daß der
Unterteil der VI. Ringmauer geböscht ist, und an den Stellen, wo
die Steine im Äußeren nicht abgearbeitet sind, leicht erklommen
werden kann, so werden wir nicht zögern, in dem άγκών diesen unte-
ren, stark geböschten Teil der Mauer zu erkennen, der mit dem fast
senkrechten Oberbau einen Winkel bildet“. Allein ist der „Ell-
bogen“ oder „Winkel“ nicht eher als die Ecke zwischen zwei an-
stoßenden Mauerst recken zu verstehen, in der die Zinne so erklettert
werden konnte wie etwa eine Bergspitze im Felscouloir ? Vom Absatz
zwischen Sockel und senkrechter Mauer hätte Patroklos nicht mehr
weiterdringen — aber auch dort nicht mit den Händen herunterge-
stoßen werden können2. Auf der Hydria aus Klazomenai nahm, wie
Zahn, a. 0. 45, vermutet, das Gespann ungefähr die Mitte des
Schulterbildes ein, weiter rechts möchte er etwa ein Kämpferpaar
sich denken. Auf der linken Seite wäre hinreichend Platz für einen
Abschnitt der Mauer; und diese könnte, in einer Schöpfung der
kleinasiatisch-ionischen Malerei, sehr wohl die oben beschriebene
Profilbildung gezeigt haben.
Dennoch dürfte dieser Vorschlag auf Bedenken stoßen, weil eben
die archaische Kunst, soweit wir das Material zu überblicken ver-
mögen, bei ihrer Wiedergabe von Hektors Schleifung grundsätzlich
einen anderen Moment ins Auge faßt. Denn in der Regel, selbst auf
Bildern von noch so beschränktem Raum, ist irgendwo — bald
vorn, bald im Hintergrund und von den Figuren halb verdeckt —
der Grabhügel des Patroklos zu sehen. Um diesen schleppt der
rächende Held dreimal sein Opfer, es ist also die letzte Fahrt
(Ω 15ff.) gemeint. Meist hat das σήμα die übliche bienenkorbähn-
liche Tumulusgestalt, ist mit weißer Farbe abgedeckt oder von ein-
facher Umrißlinie umschrieben3. Allein die schwarzfigurige Malerei
1 Troja u. Ilion 608. Abbildungen der schrägen Mauer ebenda S. 24
Beil. 4. 104 Beil. 14, 111 Abb. 35, 112 Beil. 15, 120 Beil. 16, 136 Beil. 20, 140
Abb. 48, 148 Abb. 54.
2 Apollon steht ja auf dem Turm, v. 700. Zur Situation wären etwa die
Türme g, h, i im Zuge der Stadtmauer VI auf dem Plan (Dörpfeld Taf. 3) zu
vergleichen.
3 In der Sammlung der sf. Vasenbilder mit Hektors Schleifung bei
Bulas, Iliade 18 die Nummern a—m (ausgenommen f und k, klazom. Scherbe).
Abb. 8, 10, 11 u. S. 54. Eos 34, 1932/33, 245 Nr. 1. Johansen, Iliaden Abb. 20,
22, 24.
 
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