Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum. 33
über den Umriß des Bootes hinaus, und damit auch die Verbindung
mit den Rojern fehlt, auf die Zahl von vier beschränkt; sie sind
stets zu einem Bündel von parallelen Strichen vereinigt, schräg
nach vorn gerichtet und etwas vor oder in der Mitte des Fahrzeugs
angebracht. Ganz gleich ist schließlich auch die vertrackte gen-
metrische Stilisierung der Fische, die hintereinander gereiht, dicht
unter dem Kiel der Schiffe und, mit einer einzigen Ausnahme
(Tafel 2 links unten), alle in der Fahrtrichtung schwimmen.
Schon diese Bezeichnung des Meeres durch seine Bewohner
müßte gegen die behauptete Verwandtschaft der Novilara-Stelen
mit den Schiffsbildern des hohen Nordens Bedenken erregen. Zu
dem bekannten spartanischen Elfenbeinrelief aus dem Fleiligtum
der Artemis Orthia, das sich zum Vergleich mit unseren Denk-
mälern in mehr als einer Hinsicht besonders gut eignet1, bemerkt
Poulsen, gewiß zutreffend: daß das Wasser durch Fische charak-
terisiert werde, finde sich bereits auf den Dipylonvasen, und liege
so nahe, daß eine Anknüpfung an Vorbilder etwa der assyrischen
Kunst sich erübrigen dürfte. Pisces natare oportet, heißt es bei
Petron, Sat. 39. Dazu aber braucht es Wasser, — und um das Was-
ser dem Beschauer glaubhaft zu machen, braucht es wiederum
Fische; sie gehören als ein fast unentbehrlicher Bestandteil zu den
Marinedarstellungen der altorientalischen wie der giiechischen und
der von ihr beeinflußten Kunst. Nicht nur in der Frühzeit, noch in
der klassischen Periode stellen sie oft das einzige Mittel dar, dessen
sich die Flächenbildnerei zur Veranschaulichung des feuchten Ele-
ments bedient2. Um so auffälliger das gänzliche Fehlen dieser natür-
lichsten Lokalangabe auf den schwedischen Felszeichnungen!
Da wimmelt es von Schiffen, und häufig genug erscheinen sie um-
ringt von Vierfüßlern und Vögeln; alles was kreucht und fleucht,
drängt sich heran, manchmal in buntem Vielerlei, als gelte es, in
Noahs Arche eine Auslese von jeglichem Getier der Schöpfung ein-
zubooten3. Nur eben diejenigen Lebewesen, die man auf solchem
1 BSA. 13, 1906/7 Tai. 4 u. öfters (Literatur s. Neue Darstellungen gr.
Sagen I 28, 1 u. 30); Poulsen, Der Orient u. die frühgriech. Kunst 111. Auch
hier verschwinden die Leiber der Bemannung völlig hinter den Rundschilden.
2 Wir erinnern, um bloß ein Beispiel zu nennen, an die Talosvase, mit
dem Delphin unter dem Argonautenschiff. FR. 38; Buschor, Vasenmalerei
213 Abb. 157; Pfuhl, MuZ. Abb. 574.
3 z. B. Almgren, Nordische Felszeichnungen 114 Abb. 75, 138 Abb. 92,
139 Abb. 93. Reiches Material bei A. Norden, Östergötlands Bronsälder I
188ff. Taf. 14ff.
3 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil. hist. Kl. 1936/37. 1. Abh.
über den Umriß des Bootes hinaus, und damit auch die Verbindung
mit den Rojern fehlt, auf die Zahl von vier beschränkt; sie sind
stets zu einem Bündel von parallelen Strichen vereinigt, schräg
nach vorn gerichtet und etwas vor oder in der Mitte des Fahrzeugs
angebracht. Ganz gleich ist schließlich auch die vertrackte gen-
metrische Stilisierung der Fische, die hintereinander gereiht, dicht
unter dem Kiel der Schiffe und, mit einer einzigen Ausnahme
(Tafel 2 links unten), alle in der Fahrtrichtung schwimmen.
Schon diese Bezeichnung des Meeres durch seine Bewohner
müßte gegen die behauptete Verwandtschaft der Novilara-Stelen
mit den Schiffsbildern des hohen Nordens Bedenken erregen. Zu
dem bekannten spartanischen Elfenbeinrelief aus dem Fleiligtum
der Artemis Orthia, das sich zum Vergleich mit unseren Denk-
mälern in mehr als einer Hinsicht besonders gut eignet1, bemerkt
Poulsen, gewiß zutreffend: daß das Wasser durch Fische charak-
terisiert werde, finde sich bereits auf den Dipylonvasen, und liege
so nahe, daß eine Anknüpfung an Vorbilder etwa der assyrischen
Kunst sich erübrigen dürfte. Pisces natare oportet, heißt es bei
Petron, Sat. 39. Dazu aber braucht es Wasser, — und um das Was-
ser dem Beschauer glaubhaft zu machen, braucht es wiederum
Fische; sie gehören als ein fast unentbehrlicher Bestandteil zu den
Marinedarstellungen der altorientalischen wie der giiechischen und
der von ihr beeinflußten Kunst. Nicht nur in der Frühzeit, noch in
der klassischen Periode stellen sie oft das einzige Mittel dar, dessen
sich die Flächenbildnerei zur Veranschaulichung des feuchten Ele-
ments bedient2. Um so auffälliger das gänzliche Fehlen dieser natür-
lichsten Lokalangabe auf den schwedischen Felszeichnungen!
Da wimmelt es von Schiffen, und häufig genug erscheinen sie um-
ringt von Vierfüßlern und Vögeln; alles was kreucht und fleucht,
drängt sich heran, manchmal in buntem Vielerlei, als gelte es, in
Noahs Arche eine Auslese von jeglichem Getier der Schöpfung ein-
zubooten3. Nur eben diejenigen Lebewesen, die man auf solchem
1 BSA. 13, 1906/7 Tai. 4 u. öfters (Literatur s. Neue Darstellungen gr.
Sagen I 28, 1 u. 30); Poulsen, Der Orient u. die frühgriech. Kunst 111. Auch
hier verschwinden die Leiber der Bemannung völlig hinter den Rundschilden.
2 Wir erinnern, um bloß ein Beispiel zu nennen, an die Talosvase, mit
dem Delphin unter dem Argonautenschiff. FR. 38; Buschor, Vasenmalerei
213 Abb. 157; Pfuhl, MuZ. Abb. 574.
3 z. B. Almgren, Nordische Felszeichnungen 114 Abb. 75, 138 Abb. 92,
139 Abb. 93. Reiches Material bei A. Norden, Östergötlands Bronsälder I
188ff. Taf. 14ff.
3 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil. hist. Kl. 1936/37. 1. Abh.