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Salis, Arnold [Editor]; Salis, Arnold [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0082
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Arnold von Salis:

raum verteilt, in verschiedener Größe und ganz willkürlich orien-
tiert, ohne irgendwelche Beziehung untereinander. Ein stattlicher
Elefant, ein Gaukler oder Krotalenschläger in bewegter Stellung,
ein heranstürmender Fechter mit bebuschtem Helm, erhobenem
Schild und gefälltem Speer; dann wieder ein winziges Pferd und
senkrecht gestellt1, ein Schiff ohne Bemannung. Die lockere An-
ordnung der Bilder wie auch ihre skizzenhafte Ausführung erinnern
an unsere Stele, so gewiß ihre Bedeutung eine völlig andere sein
muß; der Stoff läßt vielmehr an den Schrei des römischen Volks
nach den circenses denken2. Die Entstehung in der Kaiserzeit hat
hier als gesichert zu gelten; sie ergäbe sich, auch wenn wir über die
Herkunft des Stückes nichts wüßten, mit Bestimmtheit aus stili-
stischen Beobachtungen. So wird die faltige Haut des Elefanten
durch kreuzweise Schraffierung charakterisiert, wie wir das von
Werken der römischen Skulptur und Kleinkunst, noch dazu vom
gleichen Fundort kennen3. Im allgemeinen ist die Zeichnung flott
und sicher, die Bewegung des trottenden Dickhäuters zum Beispiel
ein wohlgelungenes Momentbild. Um so seltsamer berührt die denk-
bar simple Wiedergabe des Boots unmittelbar darunter, das von
den gerade in Ostia zahlreich vorhandenen Schiffsbildern so grund-
verschieden ist, dagegen — bis auf das Steuerruder, welches dort
ja fehlt — manchen jener prähistorischen Felszeichnungen fast zum
Verwechseln ähnlich sieht4. Ist das nun ein nordischer Kajak ? Und
sollte gar das mächtige Rüsseltier nicht ein indischer oder afrikani-
scher Elefant, sondern ein europäisches Mammut des Diluvialzeit-
alters sein ? Ein Zoologe wäre mit gewichtigen Gegengründen gleich
zur Stelle. Dem Archäologen aber wird man es nicht verübeln dür-
1 Wie auf dem Krug von Tragliatella (Annlnst. 1881 Taf. M; Studi Etr.
3, 1929 Taf. 26a; Neue Darstell, gr. Sagen I 30), und natürlich aus demselben
Grund.
2 So das Pferd mit Siegerpalme über dem Kopf (vgl. das Relief mit sieg-
reichem Zirkuspferd im Thermenmus. Paribeni Nr. 696), der exotische Tier-
riese, aber auch die beiden Gesellen, deren einer jedenfalls als Arenakämpfer
aufzufassen ist; und das Schiff vielleicht als Andeutung der Naumachie?
3 M. Bieber, Skenika, 75. WPRBerl. 1915, 4 Anm. 2: Kuchenformen
aus Ostia. Als Beispiele für das Netzmuster der Elefantenhaut,außer den dort
genannten, notierte ich mir ein Relieffragment im Amphitheater von Capua,
ein anderes, aus dem Tiber, im Thermenmus. Paribeni 248 Nr. 751; ferner
die Elefantenköpfe vom Panzerschmuck der Titus-Statue aus Herculaneum,
Neapel Nr. 6059, Guidal39Nr. 660.
4 Vgl. etwa Norden, Alt-Germanien Taf. I u. II 1 oben; Ebert RV. 3,
236 Taf. 60.
 
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