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Josef Koch Cusanus-Texte: I. Predigten 2/5.
Tegernseer ihn wieder um Predigten gebeten; denn der nächste
Satz lautet: „Alles, was mein ist, gehört euch.“ Ungefähr ein Jahr
später, am 28. Juli 1455, schreibt er seinem Freund, er ordne jetzt
seine Predigten für die Kopie. Sie würden sie seinerzeit sehen* 1.
Wir können also annehmen, daß der erste Kopist seine Arbeit im
Laufe des Jahres 1455 begann. Da die letzten Predigten von V2
aus dem Jahre 1459 sind, so ergibt sich, daß die beiden Hss. etwa
im Laufe von sechs Jahren fertiggestellt worden sind.
Ihr wissenschaftlicher Wert beruht darauf, daß sie unmittel-
bare Abschriften der Originale sind. Das ergibt sich nicht nur aus
den eben zitierten Worten des Cu sanus, sondern läßt sich auch
für Vj lr—92v, deren Vorlage in C erhalten geblieben ist, ohne
Schwierigkeit beweisen. Wie schon erwähnt, hat Nicolaus zu-
nächst einige Umstellungen vornehmen lassen. Sie seien hier an-
gegeben, damit man sich ein Bild von ihrem geringen Umfang
machen kann:
C
Fides autem catholica hec est
Sanctus, sanctus, sanctus
Gloria in excelsis deo
Gloria etc. Est secundo
Intrantes domum
Intrantes etc. Explicata
Ibant magi
Afferte domino gloriam
Quia iam dictum est2
Beati mundo corde
Complevitque deus
17r —19r
19v—20v
21 r (v leer)—22 r
25r —v
23 r —24 r
24v
29r —32 v
37r —v
26r (v leer)—27r
33r —36v
39r —43r
V,
Ira—4va
(V2 176vb — 178va)
4va-—6ra
6ra —7rb
7rb —9ra
9ra —b
9 va—13 va
13va—14vb
14 vb —15 vb
15vb—20ra
20 ra —25 ra
selbst stammen. Im übrigen glaube ich nicht, daß der Kardinal an die Druck-
legung seiner Predigten gedacht hat. Die Hinweise auf andere Predigten und
Werke finden sich auch schon in C. Ohne Zweifel können wir bis zum Beweis
des Gegenteils daran festhalten, daß wir in Vx und V2 im wesentlichen den
nicht retouchierten Text der Entwurfbücher vor uns haben.
1 A. a. O. 160, Nr. 34: ,,et sermones suo tempore, quos nunc ordino,
ut scribantur, videbitis etc.“ Ordinare ist im Mittelalter der gebräuchliche
Ausdruck für redigieren. Vgl. A. Pelzer, Le premier livre des Reportata
Parisiensia de Jean Duns Scot, in: Annales de l’Institut superieur de Philo-
sophie de l’Universite de Louvain V (1924), 449ff. Die Ordinatio des Verfas-
sers wird von der Reportatio (Nachschrift) des Studenten unterschieden. Nun
ist aber, wie wir sahen, von einer eigentlichen redaktionellen Arbeit des Cu-
sanus keine Rede. Wohl hat er (vgl. oben) einige Stücke von C umstellen
Josef Koch Cusanus-Texte: I. Predigten 2/5.
Tegernseer ihn wieder um Predigten gebeten; denn der nächste
Satz lautet: „Alles, was mein ist, gehört euch.“ Ungefähr ein Jahr
später, am 28. Juli 1455, schreibt er seinem Freund, er ordne jetzt
seine Predigten für die Kopie. Sie würden sie seinerzeit sehen* 1.
Wir können also annehmen, daß der erste Kopist seine Arbeit im
Laufe des Jahres 1455 begann. Da die letzten Predigten von V2
aus dem Jahre 1459 sind, so ergibt sich, daß die beiden Hss. etwa
im Laufe von sechs Jahren fertiggestellt worden sind.
Ihr wissenschaftlicher Wert beruht darauf, daß sie unmittel-
bare Abschriften der Originale sind. Das ergibt sich nicht nur aus
den eben zitierten Worten des Cu sanus, sondern läßt sich auch
für Vj lr—92v, deren Vorlage in C erhalten geblieben ist, ohne
Schwierigkeit beweisen. Wie schon erwähnt, hat Nicolaus zu-
nächst einige Umstellungen vornehmen lassen. Sie seien hier an-
gegeben, damit man sich ein Bild von ihrem geringen Umfang
machen kann:
C
Fides autem catholica hec est
Sanctus, sanctus, sanctus
Gloria in excelsis deo
Gloria etc. Est secundo
Intrantes domum
Intrantes etc. Explicata
Ibant magi
Afferte domino gloriam
Quia iam dictum est2
Beati mundo corde
Complevitque deus
17r —19r
19v—20v
21 r (v leer)—22 r
25r —v
23 r —24 r
24v
29r —32 v
37r —v
26r (v leer)—27r
33r —36v
39r —43r
V,
Ira—4va
(V2 176vb — 178va)
4va-—6ra
6ra —7rb
7rb —9ra
9ra —b
9 va—13 va
13va—14vb
14 vb —15 vb
15vb—20ra
20 ra —25 ra
selbst stammen. Im übrigen glaube ich nicht, daß der Kardinal an die Druck-
legung seiner Predigten gedacht hat. Die Hinweise auf andere Predigten und
Werke finden sich auch schon in C. Ohne Zweifel können wir bis zum Beweis
des Gegenteils daran festhalten, daß wir in Vx und V2 im wesentlichen den
nicht retouchierten Text der Entwurfbücher vor uns haben.
1 A. a. O. 160, Nr. 34: ,,et sermones suo tempore, quos nunc ordino,
ut scribantur, videbitis etc.“ Ordinare ist im Mittelalter der gebräuchliche
Ausdruck für redigieren. Vgl. A. Pelzer, Le premier livre des Reportata
Parisiensia de Jean Duns Scot, in: Annales de l’Institut superieur de Philo-
sophie de l’Universite de Louvain V (1924), 449ff. Die Ordinatio des Verfas-
sers wird von der Reportatio (Nachschrift) des Studenten unterschieden. Nun
ist aber, wie wir sahen, von einer eigentlichen redaktionellen Arbeit des Cu-
sanus keine Rede. Wohl hat er (vgl. oben) einige Stücke von C umstellen