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Josef Koch Cusanus-Texte: I. Predigten 2/5.

possunt esse duo. Finis enim tiis. Fines enim non possunt
trahit. Quomodo autem idem esse duo2,
trahi posset simul et semel ad
diversos fines ?
Unus igitur est1 finis.
Außerdem benutzt Nicolaus in dieser Predigt nur noch einen
Gedanken Eckharts aus Sermo XXXIV, 3 n. 352 (153va): ,,Unde
sicut substantia posita (Nicolaus korrigiert: habita) habentur con-
sequenter omnia ipsius accidentia, .... sic in proposito“. V2 171 ra
lesen wir zu Matth. 6, 33: ,,quando habetur substantia, accidentia
adicientur“.
Auch die folgende Predigt des Cu sanus weist Spuren der Be-
nutzung von Eckharts Sermo XXXV auf; sie sind aber gering-
fügig3.
Am Sonntag, den 31. Oktober 1456, hält Nicolaus eine Pre-
digt über die Perikope von der Steuermünze (V2 185ra—187va),
und hier erwartet man förmlich eine Benutzung des Eckhartschen
Sermo XLIX „Cuius est imago haec et superscriptio ?“ Der Pre-
diger geht aber über diese Frage und ihre mystisch-allegorische
Ausdeutung auf die Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott schnell
hinweg. Am folgenden Tage, dem Fest Allerheiligen, ergänzt er das
Versäumte in einer Predigt über 2. Kor. 3, 18 (V2 188ra—189rb),
ein auch von Eckhart gern zitiertes Wort. Hier haben wir nun
eine ganz andere Art der Verwertung einer Eckhartschen Predigt;
denn kaum etwas ist wörtlich übernommen, aber die wesentlichen
Gedanken entstammen dem Sermo XLIX. Dabei sind sie aber
1 est igitur p. Die Excitationes fügen noch den nächsten Satz an: „mam-
mona divitiae sunt, sive spiritus qui sollicitat avaros sive qui praeest divitiis.“
Er gehört aber sinngemäß zum folgenden Predigtabschnitt.
2 Man kann bei dieser Predigt auch Beobachtungen über Bedeutung und
Nichtbedeutung der Randbemerkungen in der Cueser Hs. machen. Wie man
sieht, benutzt Cu sanus die Predigt Eckharts nur stückweise. So läßt er die
dritte Erklärung des Textes (n. 344) aus. Gleichwohl ist er durch Striche am
Rand markiert und gegen Ende steht die Notiz: „natura dei est indistinccio“.
Der folgende, von ihm benutzte Abschnitt (n. 345) ist frei von Strichen und
Notizen, während der Anfang des nächsten Absatzes (n. 346), den er über-
schlägt, wieder markiert und mit der Randbemerkung: „cur deus non est in
quanto“ versehen ist. Man kann also aus den Notizen wohl auf eifrige Lesung,
aber nicht auf unmittelbare Benutzung schließen.
1 Vgl. V2172vb mit Sermo XXXV n. 356 (I53va—b); 173ra (= Excit.
VIII. f. 142r Z. 5 v. u. — 142v Z. 2) mit n. 363 und 362 (I54ra; 153vb).
 
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