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Josef Koch Cusanus-Texte: I. Predigten 2/5.

Quod patet, quia amicicia
dicit coniunccionem< animorum,
quia)1 amicorum est idem velle
et nolle. Et talis coniunccio est
varia, vel ut civium, qui in una
civitate cohabitant mutuo et se
diligunt. Est striccior coniunc-
cio qui cohabitant in una domo
et sunt unius parentele, qui se
amplius diligunt. Est eciam
coniunccio viri et mulieris adhuc
striccior. Coniungitur ultimo
anima cum corpore ad constitu-
cionem unius hominis, que est
strictissima, et se diligunt ex-
cellenter.

Amicicia enim dicit coniunc-
cionem animorum, quia amico-
rum est idem nolle et idem velle.
Invenimus autem aliqua, que
diversimode coniunguntur.<Con-
iunguntur) homines in una2
civitate, et tales naturaliter se
diligunt. Coniunguntur eciam
in una habitacione domus, qui
striccius se diligunt. Coniun-
guntur et in una parentela, et
isti ad amplius se diligunt. Con-
iunguntur autem anima et caro
ad constitucionem hominis uni-
us, et hec dileccio omnes3 ex-
cedit.

Aldrovandinus legt nun dar, daß die Liebe zwischen Leib
und Seele größer ist als diejenige zwischen Bürgern oder Haus-
bewohnern oder Verwandten; Leib und Seele wollen in keiner
Weise voneinander lassen. Übrigens sei die Seele der treuere Teil
in dieser Freundschaft, denn sie sei dauernd für den Leib besorgt.
Wie kommt es nun, so lautet die zweite Frage des Erstaunens, daß
das Fleisch wider den Geist streitet, da es doch ohne ihn überhaupt
nicht leben kann ? Und drittens: der Geist ist doch wie ein schwer
bewaffneter Krieger; wie kann das Fleisch, das nackt und waffen-
los ist, gegen ihn kämpfen? Cusanus kürzt in diesem Teil, wie
auch in den folgenden Antworten, manches ab; von diesen sei der
Anfang der Antwort auf die erste Frage wiedergegeben und die
Antworten auf die zweite und dritte Frage, weil diese in den Ex-
citationes (f. 170 r) — natürlich ohne Hinweis auf die Quelle —
abgedruckt ist. Die Abweichungen der Pariser Ausgabe werden in
den Anmerkungen mitgeteilt, um an einem zweiten Beispiel zu
zeigen, wie hier der Cusanustext bearbeitet ist.
1 Ein Benutzer von V2, vielleicht der Korrektor, hat die Lücke hinter
coniunccionem erkannt und durch einen kleinen Strich markiert; er konnte
sie aber nicht ausfüllen.
2 vita Br. Aus dieser Verschreibung läßt sich ziemlich sicher entnehmen,
daß die Vorlage in einer spitzen gotischen Minuskel des 14. Jahrhunderts ge-
schrieben war. 3 omnis Br.
 
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