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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 2. Abhandlung): Vier Predigten im Geiste Eckharts — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41989#0077
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3. Verbum caro factum est (n. 1—4).

77

Licht und hat das Lichtsein nicht von einem anderen, und so ist
es das Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Denn es gibt kein
anderes Licht für die Vernunft eines jeden Menschen, der in diese
Welt kommt, außer der Erleuchtung durch jenes Licht.
2. Daraus kannst du entnehmen, daß die vernünftige Seele
von jenem ewigen Licht abhängt, von dem sie alles hat, was sie
ist, und daß sie nicht von dem abhängt, was in dieser Welt ist.
Denn sie kommt in diese Welt von jenem Licht her, das da ,,sprach:
'Es werde Licht’; und es ward Licht“. Bemerke auch: die ver-
nünftige Seele ist nicht jenes Licht, wie gewisse Leute glaubten,
<die sagten), es gebe nur eine Seele, die Gott selbst sei, und diese
sei unter alle Menschen verteilt; sie ist vielmehr Erleuchtung durch
jenes (Licht), wie die Menge der Sterne ihr Licht von dem der
Sonne hat usw., und die Sterne sind nicht das Licht der Sonne
selbst noch dessen Teile, sondern Wirkungen usw.
3. Bemerke: der Mensch ist Mensch durch die hauptsächliche
Wesensform, nämlich den Intellekt, der nicht von dieser Welt ist,
sondern in diese Welt kommt, ,,herabsteigend vom Vater der
Lichter“.
4. Bemerke ferner: er sagt: „jeden Menschen, der in diese
Welt kommt“. Kommt er also in diese Welt, so kommt er aus
einer andern. Es gibt also eine andere Welt der absoluten Vernunft,
in der alles in Vernunft ist, und aus ihr steigt das Abbild jener
Vernunft oder die Erleuchtung durch jenes Licht oder die Bele-
bung durch jenes Leben herab. Da also die geistbegabte Seele das
Abbild des ewigen Wortes ist, so hat sie alles in sich als Abbild,
und ist darum so der Dinge Gleichnis, wie ihr Urbild der Dinge
Wahrheit. Daher ist die Wahrheit ihr Gegenstand. Denn von ihm

Lehre vom NOY X LIOIHTIKOE nach einer Zusammenstellung im Coci. B III 22
der Universitätsbibliothek Basel, in: Sitzungsberichte der Bayer. Akademie der
TIü'ss., Phil.-hist. Abt.. Jahrgang 1936, Heft 4.
14. cf. ECHABDUS Sermo XXII n. 214 (165ra): „Hominem, scilicet ratio-
nalem ab intellectu, qui est separatus ab hic et nunc, a materia impermixtus.“
Similiter Sermo XXV, 2 n. 264 (149ra); In Ioh. n. 318 (107ra).
16. Iac. 1, 17.
17. Ioh. 1, 9.
21 — 23. cf. Idiota De mente c. 3, p. 57, 8 — 58, 8.
24 — 78, 2. cf. IOBDANUS DE QUEDELINBURG Sermo LXXIII (F) qui
sequitur ECHARDUM In Ioh. n. 107 (93vb — 94ra): „potentia passiva seu
receptiva universaliter et naturaliter per id, quod quid est potentia, totum
suum esse accipit ab obiecto, et ab ipso solo, non plus a suo subiecto quam
 
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