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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 3. Abhandlung): Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen in Satzform — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41990#0008
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Hermann Ranke:

namen erst erwachsenen Menschen — etwa bei der Mannbar-
werdung oder bei einer ähnlichen Gelegenheit — beigelegt worden
seien, da im Gegenteil, wie wir noch sehen werden, die Namen-
gebung der Ägypter in unmittelbarer Verbindung mit der Geburt
stattgefunden hat, so müßte der betreffende Satz ja dem Kinde in
den Mund gelegt werden, das noch nicht zu sprechen vermag. Aber
noch andere Umstände sprechen gegen die erwähnte Annahme.
Zunächst findet sich eine Anzahl von Fällen, in denen das Pro-
nomen der 1. Person auf den Träger des Namens schlechterdings
nicht bezogen werden kann. Auch hierfür nur ein paar Beispiele:
dj-sw-m-ib. / „der ihn gegeben hat, ist in meinem Herzen“ (397,23)
'nh.s-n.j „möge sie für mich leben!“ (67, 22)
snb-sw-m-' .j „er ist gesund in meiner Hand“ (313, 20)
ink-sj „mir gehört sie“ (38, 20).
Auch bei Namen wie pn -sw-n.j-imn „möge Amon sich mir
(wieder) zuwenden!“ (133, 5) und dj-n.j-b)st.t-irj(.t) „möge Bastet
mir eine Gefährtin geben!“ (396, 22) klänge das „mir“ im Munde
des Neugeborenen und auf ihn selbst bezogen doch zum mindesten
sehr unwahrscheinlich. Die ersten vier Sätze aber geben überhaupt
keinen Sinn, wenn man sie als vom Namenträger gesprochen denken
wollte — vielmehr scheint in ihnen das „er“ bzw. „sie“ auf den
Träger zu gehen, während das „mein“ oder „mir“ auf eine andere
Person bezogen werden muß.
Sodann aber besitzen wir eine ganze Anzahl von Namen, in
denen von dem Träger offensichtlich in der dritten Person gesprochen
wird. Wenn im AR bzw. MR Männer etwa 'nh.j-n.j „möge er für
mich leben!“ (67, 11), Frauen aber 'nh.s-n.j „möge sie für mich le-
ben!“ (67, 22) heißen, Männer etwa snb-sw-m-'. / „er ist gesund in mei-
ner Hand“ (313, 20), Frauen aber snb-sj-m-' .j „sie ist gesund in mei-
ner Hand“ (313, 21), Männer nj-nk-sw „mir gehört er“ (172, 22),
Frauen aber Ink-sj „mir gehört sie“ (38, 20), im NR und später
Männer etwa mrj-sw-r' „möge Re ihn lieben“ (157, 20), Frauen
aber etwa mrj-s.t-imn „möge Amon sie lieben“ (157, 17), in der
Spätzeit Männer etwa dd-mw-t-iw./-'nh „(die Göttin) Mut hat ge-
sagt: er wird leben“ (410, 15), Frauen aber dd-mw.t-iw.s-'nh „(die
Göttin) Mut hat gesagt, sie wird leben“ (410, 16) heißen, so ist es
doch wohl schlechterdings unmöglich, dieses „er“ und „sie1“ an-
1 Und ebenso das „sein“ und „ihr“ in Männernamen wie pth-m-s’,.f
„Ptah ist sein Schutz“ (140, 3) neben Frauennamen wie pth-m.s’.-s „Ptah ist
ihr Schutz“ (140, 4) und vielen ähnlichen.
 
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