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Winkler, Emil; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 1. Abhandlung): Zur Geschichte des Begriffs "Comédie" in Frankreich — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41993#0023
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Zur Geschichte des Begriffs „Comedie“ in Frankreich.

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ceuvres, riest qriune morale filosofie, donnant lumiere ä toute honneste
disciplme, et par consequent ä toute vertu, ainsi que le tesmoigne An-
dronique, qui premier Va faict veoir aux Latins . A.
Erst im Art poetique frangois (1598) des Pierre de Laudun
(1575—1629) findet sich, wenn mir nichts entgangen ist, neben den
traditionellen Vorstellungen1 2 3 und neben den üblichen wörtlichen
Anlehnungen an die bisherige Theorie ein ausdrücklicher Hin-
weis auf das Lachen: .... Les paroles et carmes . . de la Comedie
sont legers et ne traictent que de risee . A
in den dramatischen Schöpfungen selbst freilich konnte sich
die Verbindung zwischen Farce und Komödie, zwischen Lachen
und bürgerlichem Realismus leicht vollziehen — wenigstens vor-
übergehend. In Ch. Estiennes Vorrede (1543) zu seinen Abusez
(der Übertragung des italienischen Stückes von Castelvetro, 1540)
kündigt sich die Vermischung bereits deutlich an4. Nachahmungen
antiker Stücke, sklavische Nachbildungen schmutziger italienischer
Renaissancepossen und durchaus farcenhafte Produkte einheimi-
scher Prägung nannten sich nun um die Wette Comedie, vielfach
allerdings mit dem —- kennzeichnend genug! — für notwendig ge-
haltenen Reiwort facetieuse. Solche Rezeichnung als Comedie war
weitgehend eine Angelegenheit der Mode. Gleichwohl ist hier die
Vermischung mit dem Geiste der Farce unzweifelhaft. Der Name
Comedie mußte für einige Jahrzehnte an das Lustspiel preisgegeben
werden.
Es fehlte nicht an Widerspruch dagegen. Jacques de la
Taille, der auch seinerseits grand desir zeigt, de bannir de ce roy-
aume telles badineries et sottises (Farcen und Moralitäten), qui comme
ameres epiceries ne font que corrompre le goust de nostre langue, und
der denjenigen, denen eine Komödie chose trop commune ist, ant-
wortet qriils ne sgavent que C est d’une comedie faite selon Vart, prote-
stiert am lautesten: Si on mhllegue qrion joue ordinairement assez
de jeux qui ont nom de comedies et de tragedies, je leur redirai encore
que ces beaux titres sont mal assortis ä telles sottises (wie Farcen und

1 Warner Forest Patterson, a. a. O. S. 702.
2 Z. B. dem alten Gedanken, daß der Gegenstand der Tragödie wahr-
haft, der der Komödie feinet et invente sei.
3 Warner Forest Patterson, a. a. O., S. 776.
4 Warner Forest Patterson, S. 277ff.
 
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