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Emil Winkler:
choses qui soient de bon sens et bien ecrites; mais ce n’est pas
assez dans les autres, il y faut plaisanter; et Best une etrange
entreprise que celle de faire rire les honnetes gens.
Indes mochte Moliere für das Recht des Lachens in der Ko-
mödie noch so tapfer die Lanze brechen, die Gegenkräfte des Be-
griffs waren nicht so leicht zu überwinden. «Bien des gens ont
fronde d'abord cette comedie; mais les rieurs ont ete pour eile, et
tout le mal qu'on en a pu dire n’a pu faire quelle n'ait eu un
succes dojit fe me contente», so beginnt Moliere die Vorrede zum
Druck seiner Ecole des femmes (1663); aber ganz beruhigt klingt
die Stelle nicht. Comedie war und blieb mehr als piece ä rire.
Daher ist die Kritik Boileaus, von der wir ausgegangen sind,
nicht ohne weiteres ein Beweis pedantischer Enge. Sie erhält aus
der Begriffstradition, aus der Lage des französischen Theaters, dem
das einzige bürgerliche Spiel höherer Prägung zu erhalten war,
ihre volle Rechtfertigung. Das Problem der Komödie aus solchem
Bewußtsein gesehen, war nicht zu leugnen, daß die possenhaften
Züge in Molieres Stücken ein künstlerisches Ideal bedrohten, dem,
wie sich zeigen sollte, auch die Zukunft gehörte. Als Absinken von
einem Ideal lebenswahrer Sittenschilderung empfand denn auch
Fenelon noch 1715 die von Boileau gerügten Züge der Mo-
liere sehen Kunst: «. . je ne puls rn’empecher de croire, avec
M. Despreaux, que Moliere, qui peint avec tant de force et de beaute
les moeurs de son pays, tombe trop bas, quand il imite le badinage
de la comedie italienne . P».
Es spielten bei dem Kampf um das Lachen in der Komödie
gesellschaftliche Konventionen eine nicht geringe Rolle. Zu lachen
widersprach der vornehmen Zurückhaltung, deren sich zu beflei-
ßigen in aristokratischen Kreisen Gesetz war. Der Marquis in
Molieres Kritik der Frauenschule ist ein heiterer Beweis dafür:
Le Marquis: Il ne faut que voir les continuels eclats de rire
que le parterre y f.ait (bei der Aufführung der Frauenschule). Je
ne veux point dlautre chose pour temoigner qu1 eile ne vaut rien.
Dorante: Tu es donc, marquis, de ces messieurs du bei air qui
ne veulent pas que le parterre ait du sens commun, et qui seraient
fäches dlavoir ri avec lui, füt-ce de la, meilleure chose du monde?
Je vis Vautre jour au theätre un de nos amis, qui se rendit ridi-
cule par Id. Il ecouta toute la piece avec un serieux le plus som-
1 Fenelon, Lettre ä l’Academie, Ausgabe A. Cahen, Paris, Hachette,
11. Aufl., S. 108/09.
Emil Winkler:
choses qui soient de bon sens et bien ecrites; mais ce n’est pas
assez dans les autres, il y faut plaisanter; et Best une etrange
entreprise que celle de faire rire les honnetes gens.
Indes mochte Moliere für das Recht des Lachens in der Ko-
mödie noch so tapfer die Lanze brechen, die Gegenkräfte des Be-
griffs waren nicht so leicht zu überwinden. «Bien des gens ont
fronde d'abord cette comedie; mais les rieurs ont ete pour eile, et
tout le mal qu'on en a pu dire n’a pu faire quelle n'ait eu un
succes dojit fe me contente», so beginnt Moliere die Vorrede zum
Druck seiner Ecole des femmes (1663); aber ganz beruhigt klingt
die Stelle nicht. Comedie war und blieb mehr als piece ä rire.
Daher ist die Kritik Boileaus, von der wir ausgegangen sind,
nicht ohne weiteres ein Beweis pedantischer Enge. Sie erhält aus
der Begriffstradition, aus der Lage des französischen Theaters, dem
das einzige bürgerliche Spiel höherer Prägung zu erhalten war,
ihre volle Rechtfertigung. Das Problem der Komödie aus solchem
Bewußtsein gesehen, war nicht zu leugnen, daß die possenhaften
Züge in Molieres Stücken ein künstlerisches Ideal bedrohten, dem,
wie sich zeigen sollte, auch die Zukunft gehörte. Als Absinken von
einem Ideal lebenswahrer Sittenschilderung empfand denn auch
Fenelon noch 1715 die von Boileau gerügten Züge der Mo-
liere sehen Kunst: «. . je ne puls rn’empecher de croire, avec
M. Despreaux, que Moliere, qui peint avec tant de force et de beaute
les moeurs de son pays, tombe trop bas, quand il imite le badinage
de la comedie italienne . P».
Es spielten bei dem Kampf um das Lachen in der Komödie
gesellschaftliche Konventionen eine nicht geringe Rolle. Zu lachen
widersprach der vornehmen Zurückhaltung, deren sich zu beflei-
ßigen in aristokratischen Kreisen Gesetz war. Der Marquis in
Molieres Kritik der Frauenschule ist ein heiterer Beweis dafür:
Le Marquis: Il ne faut que voir les continuels eclats de rire
que le parterre y f.ait (bei der Aufführung der Frauenschule). Je
ne veux point dlautre chose pour temoigner qu1 eile ne vaut rien.
Dorante: Tu es donc, marquis, de ces messieurs du bei air qui
ne veulent pas que le parterre ait du sens commun, et qui seraient
fäches dlavoir ri avec lui, füt-ce de la, meilleure chose du monde?
Je vis Vautre jour au theätre un de nos amis, qui se rendit ridi-
cule par Id. Il ecouta toute la piece avec un serieux le plus som-
1 Fenelon, Lettre ä l’Academie, Ausgabe A. Cahen, Paris, Hachette,
11. Aufl., S. 108/09.