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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0014
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Martin Honecker:

gelten, daß Gesarini bereits in den Paduaner Jahren des Griechi-
schen soweit mächtig gewesen sei, daß er darin hätte Unterricht
erteilen können. — Natürlich bleibt die Möglichkeit offen, daß der
Cusaner in der für ihn so anregungsreichen Paduaner Zeit aus an-
derer Quelle14 sich eine Kenntnis des Griechischen erworben habe;
allein ein Zeugnis dafür besitzen wir nicht.

b) Nikolaus von Cues als Konzilsgesandter in
Konstantinopel.
Eine zweite (oben schon erwähnte) Vermutung, die Vansteen-
berghe in diesem Zusammenhang äußert, besagt, die Erfolge,
welche Nicolaus Cusanus in Konstantinopel erzielt habe, hätten
wohl nur einem Manne zufallen können, der das Griechische be-
herrschte. ■—· Wir berühren damit einen Komplex von Behaup-
tungen, die bei manchen neueren Autoren anzutreffen sind und die
für unser Thema eine gewisse Bedeutung besitzen. Es handelt sich
dabei um drei Thesen:
1. Nikolaus von Cues soll gerade wegen seiner griechischen
Sprachkenntnisse jener Gesandtschaft zugeteilt worden sein, die
im Jahre 1437 von der Basler Konzilsminorität, nämlich von der
päpstlichen Partei, nach Konstantinopel geschickt wurde mit dem
Aufträge, die Griechen zu veranlassen, an einem Unionskonzil im
Abendlande teilzunehmen15.
2. Bei den Verhandlungen dieser Gesandtschaft und der ihr
angeschlossenen päpstlichen Legaten mit den Griechen soll der
Cusaner eine führende Rolle gespielt haben, und eben seiner Tätig-
keit soll es zu verdanken sein, daß der Kaiser Johannes VIII. Pa-
laiologos und der Patriarch Joseph II. von Konstantinopel sich
entschlossen, die Einladung der mittlerweile ebenfalls eingetroffenen
Gesandtschaft der Basler Majorität, der konziliaren Partei, abzu-
lehnen und mit der päpstlichen Flotte die Reise nach Venedig an-

14 Die Schrift von Eugenio Ferrai, L’ellenismo nello studio di Padova
(Orazione inaugurale de’ corsi accademici dell’anno 1876/77, Padova 1876),
war dem Yerf. leider nicht zugänglich.
15 Scharpff 55 113. ·— Düx 6 II 245. — J. Tissot, Artikel ,,Cusa“.
Nouvelle Biographie Generale XII (1876), 652. — Hasse 17 49. —Vansteen-
berghe 57 24.
 
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