Cusanus-Stil dien: II. Nikolaus von Cues und die griechische Sprache. 11
Was schließlich die dritte These angeht, die übrigens eine
Kombination der beiden anderen darstellen dürfte, so findet auch
sie in den primären Quellen, insbesondere in den Berichten der
Augenzeugen, nicht den mindesten Anhalt29. Formuliert hat diesen
Gedanken erstmalig, allerdings auch nur in Gestalt einer Vermu-
tung, Vansteenberghe30.
Fragt man nun, was denn die Baseler kuriale Partei veranlaßt
haben könne, Nicolaus Cusanus der Gesandtschaft beizugesellen,
so kann freilich, angesichts des Schweigens aller Quellen, darauf
nur mit Vermutungen geantwortet werden; vielleicht ist aber unser
Vorschlag zur Lösung der Frage doch noch besser fundiert als die
oben genannte erste These.
Es ist bekannt, daß Nicolaus Cusanus an den Beratungen des
Basler Konzils einen hervorragenden Anteil gehabt hat31. Nach-
dem er dann zur kurialen Richtung des Baseler Konzils übergetreten
war, hat er naturgemäß auch innerhalb dieser Partei eine geachtete
Stellung besessen32. Das bezeugt nicht nur Enea Silvio Picco-
lomini, der dies von der Gegenseite aus beobachtete und sogar
mit gewissem Bedauern feststellte33. Es geht ferner aus einem
Briefe des zweiten in Basel anwesenden päpstlichen Legaten, des
Kardinals Cervantes, hervor, den dieser an den damaligen Erz-
bischof Rhabanus von Trier richtete; darin empfiehlt der Kardinal
den Cusanus für die Besetzung der Pfarrei Berncastel und betont
29 Nicht einmal von einer Dolmetschertätigkeit des Cusanus in Kon-
stantinopel ist irgendwo die Rede. Auch in den Berichten über die Ankunft
der Griechen in Venedig und ihre Fahrt von dort nach Ferrara wird nicht
etwa Nikolaus von Cues, sondern Ambrogio Traversari als Dolmetscher ge-
nannt. Vg. Möhler 32 I 102, A. 3.
30 Vansteenberghe 57 11.
31 Nikolaus von Cues war in Basel vom Tage seines Eintreffens an
(28. Febr. 1432) in der deputatio de fide tätig und mehrfach auch als deren
Vertreter in der deputatio de communibus.
32 Am 19. Nov. 1436 stellte er in der Vollversammlung als praesidens
der natio germanica, die vorzugsweise auf seiten des Papstes stand, einen
Gegenantrag gegen einen Vorschlag der konziliaren Partei (M.C.G. 33 II 916).
33 Piccolomini: Brief an Piero da Noceto, aus Basel vom 21. Mai
1437 (Mansi 26 31, 225; Wolkan 38 I, 1, 65); Commentaria de gestis
Basiliensis Concilii (1440 vollendet; Opera 3 C); De rebus Basileae gestis
stante vel dissoluto concilio commentarius, Brief an Kardinal Johannes
de Carvajal (1450; Fea 37 73ff.; Wolkan 38 II 196ff.).
Was schließlich die dritte These angeht, die übrigens eine
Kombination der beiden anderen darstellen dürfte, so findet auch
sie in den primären Quellen, insbesondere in den Berichten der
Augenzeugen, nicht den mindesten Anhalt29. Formuliert hat diesen
Gedanken erstmalig, allerdings auch nur in Gestalt einer Vermu-
tung, Vansteenberghe30.
Fragt man nun, was denn die Baseler kuriale Partei veranlaßt
haben könne, Nicolaus Cusanus der Gesandtschaft beizugesellen,
so kann freilich, angesichts des Schweigens aller Quellen, darauf
nur mit Vermutungen geantwortet werden; vielleicht ist aber unser
Vorschlag zur Lösung der Frage doch noch besser fundiert als die
oben genannte erste These.
Es ist bekannt, daß Nicolaus Cusanus an den Beratungen des
Basler Konzils einen hervorragenden Anteil gehabt hat31. Nach-
dem er dann zur kurialen Richtung des Baseler Konzils übergetreten
war, hat er naturgemäß auch innerhalb dieser Partei eine geachtete
Stellung besessen32. Das bezeugt nicht nur Enea Silvio Picco-
lomini, der dies von der Gegenseite aus beobachtete und sogar
mit gewissem Bedauern feststellte33. Es geht ferner aus einem
Briefe des zweiten in Basel anwesenden päpstlichen Legaten, des
Kardinals Cervantes, hervor, den dieser an den damaligen Erz-
bischof Rhabanus von Trier richtete; darin empfiehlt der Kardinal
den Cusanus für die Besetzung der Pfarrei Berncastel und betont
29 Nicht einmal von einer Dolmetschertätigkeit des Cusanus in Kon-
stantinopel ist irgendwo die Rede. Auch in den Berichten über die Ankunft
der Griechen in Venedig und ihre Fahrt von dort nach Ferrara wird nicht
etwa Nikolaus von Cues, sondern Ambrogio Traversari als Dolmetscher ge-
nannt. Vg. Möhler 32 I 102, A. 3.
30 Vansteenberghe 57 11.
31 Nikolaus von Cues war in Basel vom Tage seines Eintreffens an
(28. Febr. 1432) in der deputatio de fide tätig und mehrfach auch als deren
Vertreter in der deputatio de communibus.
32 Am 19. Nov. 1436 stellte er in der Vollversammlung als praesidens
der natio germanica, die vorzugsweise auf seiten des Papstes stand, einen
Gegenantrag gegen einen Vorschlag der konziliaren Partei (M.C.G. 33 II 916).
33 Piccolomini: Brief an Piero da Noceto, aus Basel vom 21. Mai
1437 (Mansi 26 31, 225; Wolkan 38 I, 1, 65); Commentaria de gestis
Basiliensis Concilii (1440 vollendet; Opera 3 C); De rebus Basileae gestis
stante vel dissoluto concilio commentarius, Brief an Kardinal Johannes
de Carvajal (1450; Fea 37 73ff.; Wolkan 38 II 196ff.).