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Martin Honecker:
vorhandenen griechischen Sprachkenntnis des Empfohlenen Erwäh-
nung getan hätte.
Weniger bedenklich mag es sein, daß Nikolaus von Cues nicht
in der Liste jener Persönlichkeiten erscheint, die nach einem Be-
schluß des Basler Konzils vom Juli 1436 als Kenner des Griechi-
schen zu den damals bevorstehenden Unionsverhandlungen mit den
Griechen herangezogen werden sollten65. Denn der genannte Be-
schluß bezieht sich offenkundig nur auf Männer, die von fernher
herbeigeholt werden mußten, während der Cusaner in jenen Tagen
selbst in Basel weilte.
Nachdenklicher kann aber wieder der Umstand stimmen, daß
wir aus allen verfügbaren Quellen nicht das mindeste darüber er-
fahren, daß Nicolaus Cusanus etwa in Constantinopel sich der grie-
chischen Sprache bedient oder damit gar der berühmten Gesandt-
schaft, der er selbst angehörte, besondere Dienste geleistet habe.
Am auffallendsten ist dabei, daß der Bischof Petrus von Digne der-
artiger Dinge auch mit keinem Worte Erwähnung tat, als er am
1. März 1438 in Ferrara dem Papste Eugen IV. in Gegenwart des
Cusanus über die Tätigkeit der Gesandtschaft Bericht erstattete66.
Ganz besonders schwer wiegt aber in unserer Frage das Schwei-
gen eines anderen Mannes, von dem eine einzige positive Aussage
genügen würde, um die Angelegenheit zu entscheiden: Es ist Gio-
vanni Andrea dei Bussi, der spätere Bischof von Aleria (auf
Corsica). Denn Giovanni Andrea dei Bussi (1417—1475) war sechs
65 M.C.G. 83 II 895: avisatumque ul ad concilium convocarentur periti
utriusque lingue de quibus noticia habebatur, videlicet Andreas archiepiscopus
Collocensis (= Andreas de Gonstantinopoli Ο. P., 1431—1447 Erzbischof von
Ivolossi auf Rhodus; vgl. Eübel 7 II 132), Ludovicus de XJtino ordinis minorum
in theologia professor, Franciscus Wileffus (= Francesco Filelfo, 1398—1481),
Ambrosius generalis Camaldulensium (= Ambrogio Traversari, 1386—1439),
Guarinus de Verona (= Guarino da Verona, 1370—1460), Witermus de Feltro
(=Vittorino da Feltre, 1378—1446), Johannes Aurispa (* vor 1400, f 1459),
abbas Gataferrate (= Pietro Vitali, 1432—1462 Abt von Grottaferrata; vgl.
Sabbadini 42a 70, 43 32), Anthonius de Reurande Mediolanensis ordinis mino-
rum. Da Aurispa niemals Abt von Grottaferrata gewesen ist, werden die
beiden Bezeichnungen Johannes Aurispa und abbas Galaferrale nicht, wie es
im Text der M.C.G. geschehen ist, auf dieselbe Person bezogen werden dürfen,
sondern (wie oben) getrennt werden müssen. Bezüglich des Erzbischofs An-
dreas ist Sabbadini (43 32) ein Irrtum unterlaufen, da er die beiden Erz-
bistümer Kolossi (auf Rhodus) und Kolocza (in Ungarn) nicht unterschied
(vgl. Eubel 7 II 132).
66 Vgl. ob. S. 9 f.
Martin Honecker:
vorhandenen griechischen Sprachkenntnis des Empfohlenen Erwäh-
nung getan hätte.
Weniger bedenklich mag es sein, daß Nikolaus von Cues nicht
in der Liste jener Persönlichkeiten erscheint, die nach einem Be-
schluß des Basler Konzils vom Juli 1436 als Kenner des Griechi-
schen zu den damals bevorstehenden Unionsverhandlungen mit den
Griechen herangezogen werden sollten65. Denn der genannte Be-
schluß bezieht sich offenkundig nur auf Männer, die von fernher
herbeigeholt werden mußten, während der Cusaner in jenen Tagen
selbst in Basel weilte.
Nachdenklicher kann aber wieder der Umstand stimmen, daß
wir aus allen verfügbaren Quellen nicht das mindeste darüber er-
fahren, daß Nicolaus Cusanus etwa in Constantinopel sich der grie-
chischen Sprache bedient oder damit gar der berühmten Gesandt-
schaft, der er selbst angehörte, besondere Dienste geleistet habe.
Am auffallendsten ist dabei, daß der Bischof Petrus von Digne der-
artiger Dinge auch mit keinem Worte Erwähnung tat, als er am
1. März 1438 in Ferrara dem Papste Eugen IV. in Gegenwart des
Cusanus über die Tätigkeit der Gesandtschaft Bericht erstattete66.
Ganz besonders schwer wiegt aber in unserer Frage das Schwei-
gen eines anderen Mannes, von dem eine einzige positive Aussage
genügen würde, um die Angelegenheit zu entscheiden: Es ist Gio-
vanni Andrea dei Bussi, der spätere Bischof von Aleria (auf
Corsica). Denn Giovanni Andrea dei Bussi (1417—1475) war sechs
65 M.C.G. 83 II 895: avisatumque ul ad concilium convocarentur periti
utriusque lingue de quibus noticia habebatur, videlicet Andreas archiepiscopus
Collocensis (= Andreas de Gonstantinopoli Ο. P., 1431—1447 Erzbischof von
Ivolossi auf Rhodus; vgl. Eübel 7 II 132), Ludovicus de XJtino ordinis minorum
in theologia professor, Franciscus Wileffus (= Francesco Filelfo, 1398—1481),
Ambrosius generalis Camaldulensium (= Ambrogio Traversari, 1386—1439),
Guarinus de Verona (= Guarino da Verona, 1370—1460), Witermus de Feltro
(=Vittorino da Feltre, 1378—1446), Johannes Aurispa (* vor 1400, f 1459),
abbas Gataferrate (= Pietro Vitali, 1432—1462 Abt von Grottaferrata; vgl.
Sabbadini 42a 70, 43 32), Anthonius de Reurande Mediolanensis ordinis mino-
rum. Da Aurispa niemals Abt von Grottaferrata gewesen ist, werden die
beiden Bezeichnungen Johannes Aurispa und abbas Galaferrale nicht, wie es
im Text der M.C.G. geschehen ist, auf dieselbe Person bezogen werden dürfen,
sondern (wie oben) getrennt werden müssen. Bezüglich des Erzbischofs An-
dreas ist Sabbadini (43 32) ein Irrtum unterlaufen, da er die beiden Erz-
bistümer Kolossi (auf Rhodus) und Kolocza (in Ungarn) nicht unterschied
(vgl. Eubel 7 II 132).
66 Vgl. ob. S. 9 f.