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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0029
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Cusanus-Studien: II. Nikolaus von Cues und die griechische Sprache. 21
Jahre lang, von 1458 bis zum Tode des Cusanus im Jahre 1464,
dessen vertrauter Freund, sein Sekretär und ständiger Begleiter67.
Allein gerade dieser Mann, der als Kronzeuge hätte gelten
müssen, läßt nun nicht ein einziges Wort darüber verlauten, daß
der Cusaner des Griechischen kundig gewesen sei, und wir ver-
missen eine solche Aussage eben in einem Zusammenhang, in dem
Giovanni Andrea dei Bussi allen Anlaß gehabt hätte, eine derartige
Sprachfertigkeit des Cusanus nicht nur zu erwähnen, sondern sogar
stark zu unterstreichen. Giovanni Andrea dei Bussi hat nämlich
(damals Sekretär an der Bibliotheca Vaticana) im Jahre 1469 in
Rom eine Apuleius-Ausgabe erscheinen lassen, die in den nächsten
Jahrzehnten mehrmals neu aufgelegt und nachgedruckt worden
ist. Die Ausgabe enthält als Anhang die Schrift Disciplinarum
Platonis epitome des „Alkinoos“ (= Albinos; II. Jlidt. n. Chr.)
in der Übersetzung des Pietro Balbo68. Der Herausgeber sucht sich
nun in seiner Epistula dedicatoria an Papst Paul II. dessentwegen
zu rechtfertigen, daß er gerade die Werke von Platonikern ediert
habe, und macht zu diesem Zwecke geltend, daß zwei so berühmte
und untadelige Männer wie Kardinal Bessarion (gest. 1472) und
Kardinal Nikolaus von Cues als Platonverehrer bekannt seien. Das
geschieht im Hinblick auf den Cusaner in einem Panegyricus, in
dem wohl nichts ausgelassen ist, was Giovanni Andrea dei Bussi
an Auszeichnendem über seinen Freund zu sagen wußte69. Gerade
seine Kenntnis der Lehren Platons, seine kongeniale Vertrautheit
mit Proklos und seine Bemühungen um Übersetzungen von Wer-
ken Platons und des Proklos werden rühmend erwähnt. In einem
solchen Zusammenhang hätte es wahrlich nahegelegen, auch grie-
chische Sprachkenntnisse des Cusanus namhaft zu machen, wenn
der Freund, der darum wissen mußte, mit gutem Gewissen davon
hätte sprechen können. Allein das geschieht mit keiner einzigen
Silbe70.
Dieses merkwürdige Schweigen können wir uns nur erklären,
wenn wir folgende Annahme machen: Nikolaus von Cues wird ge-
67 Näheres über ihn und seine gleich zu nennende Apuleius-Ausgabe wird
im Anhang gesagt werden (s. u. S. 66ff.).
68 Vgl. auch u. S. 57, 64 und 68.
69 Text im Anhang (S. 70ff.).
70 Was zu den Sprachkenntnissen des Cusanus gesagt wird, beschränkt
sich auf die Worte: Vir ipse, quod rarum est in Germanis, super opinionem
eloquens et latinus (vgl. u. S. 71, Zeile 42 f.).
 
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