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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0062
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54

Martin Honecker:

Cod. Harleian. 5588 = Apostelgeschichte und -briete149
,, ,, 5692 = Plutarch, Vitae
,, ,, 5792 = Griechisch-lateinisches Glossar
,, ,, 2773 = Lateinisch-griechisches Vokabular
Sollte dieser Handschriftenbesitz, so könnte man uns einwen-
den, nicht darauf hindeuten, daß ihr Eigentümer das Griechische
beherrscht hat ?
Man könnte schon dagegen geltend machen, daß Nikolaus von
Cues, der bereits in jungen Jahren als Büchersammler einen Namen
hatte, die griechischen Hss. aus rein bibliophilem Interesse erworben
haben mag. Allein wir wollen noch ein anderes erwägen. Nicolaus
Cusanus besaß, wie viele seiner uns erhaltenen Bücher zeigen, die
Gewohnheit, mit der Feder in der Hand zu lesen und seine Lektüre
mit Randbemerkungen und Fußnoten zu begleiten, so daß wir in
deren Umfang und Häufigkeit geradezu ein Maß für seine Anteil-
nahme an dem betreffenden Werke besitzen. Nun weisen aber ·—-
soweit dies feststellbar ist — die aufgezählten griechischen Hss. aus
seinem Besitz überhaupt keine Spuren einer Lektüre auf. Es ist
also zum mindesten wenig wahrscheinlich, daß Cusanus jene grie-
chischen Texte gelesen habe.
Nicht mehr nachweisbar sind drei griechische Hss., die dem
Cusaner gehört haben. Es sind dies 1. der Dionys-Codex, von dem
oben bereits die Rede war, 2. ein Basiliustext, der bei den Unions-
verhandlungen in Florenz eine Rolle gespielt hat150, 3. eine Samm-
lung griechischer Konzilsakten, die in demselben Zusammenhang
auftaucht151. Alle drei Werke wird Nikolaus von Cues aus Kon-

149 Cod. Harl. 5588, der P. Lehmann (23) entgangen war, enthält nach
der genauen Beschreibung bei Joh. Jac. Griesbach (Symbolae criticae II,
Halle 1793, S. 160) und im Catalogue of the Harleian manuscripts
in the British Museum (I/IV London 1808/12), III 279, nur die Apostel-
geschichte und die Apostelbriefe. Wenn also L. Ullmann (55 195) an die
Spitze seiner Aufzählung der Bestandteile dieser Hs. noch ,,N. T.“ setzt -—
eine Bezeichnung, die offenbar nichts anderes als „New Testament“ bedeuten
soll —, so ist diese Angabe, falls sie auf alle Schriften des Neuen Testamentes
geht, weder zutreffend noch sinnvoll.
150 Hardouin 15 IN 227ff., 882ff.; Mansi 26 31, 770; 31 B, 1586.
Vgl. dazu Hefele-Leclercq 18 VIR 990ff., Möhler 32 I 147f.
151 S. unt. —- Düx (6 I 428) erwähnt noch eine aus Konstantinopel mit-
gebrachte Hs. von Werken des Johannes Damascenus; indes ist dafür kein
Beleg zu finden.
 
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