Omnis ecclesia Petri propinqua.
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bekommt sie durch Handauflegung oder durch Einströmenlassen
in die Nase, mittelst des Henkelkreuzes. Diese Fluidumskreuze
können „fließend und perlend wie Wasser“ dargestellt werden26..
Wohnt der Gott im Götterbilde, so fließt die Kraft aus diesem, sei
es durch Ausstrahlung, sei es durch Berührung, ja, das Fluidum
springt vom Kultbilde auf alle Kultgegenstände über, die zu ihm
in Beziehung stehen. Ein Unterschied zwischen guten und bösen
Göttern besteht an diesem Punkte nicht. „Fließe aus, Du Krank-
heitsdämon“, heißt es in einer Sammlung von Zaubersprüchen aus
der Zeit um 1600 v. Chr.27.
Bei den Griechen dachte man sich die δυνάμεις, die geheimnis-
voll, okkult von den Dingen ausgeben, allgemein als ein ausströmen-
des Fluidum, als eine απόρροια oder απορροή. Schon von Empedokles
heißt es: γνούς ότι πάντων είσίν άπορροαί, όσ’έγένοντο, oder bei
Demokrit: άπαντος άεί γίγνεσθαι τινα απορροήν28. Nach Plutarch
verfügt das Elektron über άπορροαί, die Kraft des Magneten ist
άπόρροια29, ja, selbst die Sympathie zwischen Menschen ist für
Plotin und Hippokrates σύρροια30. Oder nach Vettius Valens ist
das im Menschen vorhandene θειον και θεόπνευστον δημιούργημα als
περικεχυμένος αήρ, der άπόρροιαν αθανασίας άπονέμει vorgestellt31.
Für die jüdische Gottesvorstellung gehört der Begriff der Kraft
„geradezu zum Konstitutivum32“. Aber Kraft ist hier nicht iden-
tisch mit fließender Kraft; neben der magisch mystischen Linie
steht die personale, nicht-gegenständliche Schöpferkraft Gottes, die
durch das Wort zum Ausdruck kommt33. Uns beschäftigt hier nur
die magisch-mystische Linie, soweit in ihr die Vorstellung des Flie-
26 Preisigke 16.
27 ib. 27. Vgl. F. Pfister (Phil. Wochenschi·. 1923, 359): „Auch der
Verbrecher hat Orenda, seine Reliquien können Wirkungen ausüben wie die
der Heiligen.“
28 J. Röhr: „Der okkulte Kraftbegriff im Altertum“, 1923, 50, 89.
29 άπόρροια in diesem Zusammenhang hat keinen Artikel = fließende
Kraftsuhstanz.
30 Röhr 45, 90, 92. Hier 89 der auch für die folgende Argumentation
im Text oben wichtige allgemeine Satz: „Was die Form anbetrifft, in der die
δυνάμεις von den Dingen ausgehen, so dachte man sie sich sicher allgemein
als ein von den Dingen ausgehendes Fluidum, eine άπόρροια oder άπορροή“.
31 W. Kroll: „Antiker Volksglaube“ (Rhein. Mus. 52, 1897, 339).
32 W. Grundmann: „Der Begriff der Kraft in der n. t. Gedankenwelt“,
1932.
33 ib. 17, Anm. 13. O. Schmitz: „Der Begriff δύναμις bei Paulus“ (Fest-
gabe für A. Deissmann, 1927, 158).
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bekommt sie durch Handauflegung oder durch Einströmenlassen
in die Nase, mittelst des Henkelkreuzes. Diese Fluidumskreuze
können „fließend und perlend wie Wasser“ dargestellt werden26..
Wohnt der Gott im Götterbilde, so fließt die Kraft aus diesem, sei
es durch Ausstrahlung, sei es durch Berührung, ja, das Fluidum
springt vom Kultbilde auf alle Kultgegenstände über, die zu ihm
in Beziehung stehen. Ein Unterschied zwischen guten und bösen
Göttern besteht an diesem Punkte nicht. „Fließe aus, Du Krank-
heitsdämon“, heißt es in einer Sammlung von Zaubersprüchen aus
der Zeit um 1600 v. Chr.27.
Bei den Griechen dachte man sich die δυνάμεις, die geheimnis-
voll, okkult von den Dingen ausgeben, allgemein als ein ausströmen-
des Fluidum, als eine απόρροια oder απορροή. Schon von Empedokles
heißt es: γνούς ότι πάντων είσίν άπορροαί, όσ’έγένοντο, oder bei
Demokrit: άπαντος άεί γίγνεσθαι τινα απορροήν28. Nach Plutarch
verfügt das Elektron über άπορροαί, die Kraft des Magneten ist
άπόρροια29, ja, selbst die Sympathie zwischen Menschen ist für
Plotin und Hippokrates σύρροια30. Oder nach Vettius Valens ist
das im Menschen vorhandene θειον και θεόπνευστον δημιούργημα als
περικεχυμένος αήρ, der άπόρροιαν αθανασίας άπονέμει vorgestellt31.
Für die jüdische Gottesvorstellung gehört der Begriff der Kraft
„geradezu zum Konstitutivum32“. Aber Kraft ist hier nicht iden-
tisch mit fließender Kraft; neben der magisch mystischen Linie
steht die personale, nicht-gegenständliche Schöpferkraft Gottes, die
durch das Wort zum Ausdruck kommt33. Uns beschäftigt hier nur
die magisch-mystische Linie, soweit in ihr die Vorstellung des Flie-
26 Preisigke 16.
27 ib. 27. Vgl. F. Pfister (Phil. Wochenschi·. 1923, 359): „Auch der
Verbrecher hat Orenda, seine Reliquien können Wirkungen ausüben wie die
der Heiligen.“
28 J. Röhr: „Der okkulte Kraftbegriff im Altertum“, 1923, 50, 89.
29 άπόρροια in diesem Zusammenhang hat keinen Artikel = fließende
Kraftsuhstanz.
30 Röhr 45, 90, 92. Hier 89 der auch für die folgende Argumentation
im Text oben wichtige allgemeine Satz: „Was die Form anbetrifft, in der die
δυνάμεις von den Dingen ausgehen, so dachte man sie sich sicher allgemein
als ein von den Dingen ausgehendes Fluidum, eine άπόρροια oder άπορροή“.
31 W. Kroll: „Antiker Volksglaube“ (Rhein. Mus. 52, 1897, 339).
32 W. Grundmann: „Der Begriff der Kraft in der n. t. Gedankenwelt“,
1932.
33 ib. 17, Anm. 13. O. Schmitz: „Der Begriff δύναμις bei Paulus“ (Fest-
gabe für A. Deissmann, 1927, 158).