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Köhler, Walther; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 3. Abhandlung): Omnis ecclesia Petri propinqua: Versuch einer religionsgeschichtlichen Deutung — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41995#0012
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12

Walther Köhler:

ßens lebendig ist. Hier wird ein Doppeltes fortwirkender Quell-
punkt. Einmal die Vorstellung vom Arm oder der Hand als Träger
der Gotteskraft. „Israel sah die große Hand, welche Jahve gegen
Ägyptenland erwiesen hatte“ (Ex. 14, 31), Δεξιά κυρίου έποίησε
δύναμιν34 (Ps. 117, 15). Die in Arm und Hand eines .mit göttlicher
Kraft Erfüllten aufgespeicherte Kraft fließt nun über bei der Hand-
auflegung: die aufgelegte Hand ist der Kanal, durch den der Strom
des Geistes übergeleitet wird35. Von da aus hat die Handauflegung1
im Christentum Bedeutung gewonnen: die Geistesgabe pflanzt sich
von einem Geistesträger auf den andern fort, „wie wenn man etwas
aus einem Gefäß in das andere schüttet“, empfand man, wie im
Judentum36. In Variation kreist der Vorstellungskomplex der Hand-
auflegung um das Bild der fließenden Kraft37. Daß das Fluidum
Geisteskraft ist, bildet den zweiten Quellpunkt. Schon von alt-
testamentlichen Propheten wird der Geist unter dem Bilde von
etwas Flüssigem vorgestellt: Jes. 32, 15; Joel 3, 1; Sach. 12, 10;
Jes. 44, 3; Ez. 39, 20, „der Geist als eine Flüssigkeit ist ein über-
kommenes Bild38“. Es wird von der ältesten Christenheit über-
nommen, für sie ist der hl. Geist „etwas wie ein Fluidum39“. Auch
hier eine Variation von Wörtern und Bildern. In den Evangelien
ist Jesus als Träger substantieller Kraft dargestellt, am stärksten
bei Lukas40. Er bevorzugt zum Ausdruck der Geistesbegabung das
Wort πλήρης (voll durch Einströmung), aber auch bei Markus fühlt
Jesus bei der Berührung durch das hlutflüssige Weib, daß eine
Kraft von ihm „ausströmt41“. Lukas wiederum betont, daß den
Jüngern von Jesus Vollmacht und die überlegene Kraftsubstanz
gegeben wird; sie besitzen also besonderes Mana, besonderes Oren-
da42.
34 Grundmann 294, H. Schlier: ,,βραχύων“ in: Theo], Wörterb. zum
N. T. I, 1933, 638
35 J. Behm: „Die Handauflegung· im Urchristentum“, 1911, 196.
36 ib. 140, woselbst mehrere Beispiele.
37 Etwa ib. 187, Anm. 6: spiritu ablui animas von der Handauflegung
bei der Taufe. Ygl. 173, Anm. 3: bei der Taufe Jesu descendit fons ornnis
Spiritus et requievit super eum.
38 ib. 172 f.
39 ib. 195.
10 Grund mann 63.
41 Mc. 5, 30. δύναμις έξελθοϋσα, dazu ü. Weizsäcker: „Untersuchungen
über die ev. Geschichte“, 1864, 371.
42 Grund mann 92, 192; Luc. 10, 19. Behm 140: Der Geistträger ist
„wie ein volles auslaufendes Gefäß“.
 
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