Metadaten

Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 4. Abhandlung): Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten — Heidelberg, 1940

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41999#0015
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XVII. Domine, in lumine vultus tui (n. 26-—27).

15

Sprung der Vielheit sowohl in der Schöpfung als auch in jedem
anderen Hervorgang erkennst. Er fügt hinzu „der du bist“.
Wenn also der Vater einer ist, — denn er sagt „du“ und „der da
ist“ — so ist es klar, daß alle Vielheit der geschaffenen Wesen von
demselben einzigen Vater ist. Und damit du noch ganz deutlich
die überaus fruchtbare, unfaßliche Natur dieses Vaters, der der
einzige ist, erkennst, fügt er hinzu, daß er auch „in den Himmeln“
sei. Wie also die Einheit in sich uneingeschränkt ist und wie sie
in der Vielheit all das ist, was die Vielheit an Sein hat, so sagt er
hier, daß der eine Vater in vielen Himmeln ist. Er sagt mit Beto-
nung „in den Himmeln“, und nicht in den Elementen, damit
wir erkennen, daß auch die oberste und vollkommenste Natur, die
wir 'Himmel5 nennen und die in vielen Himmeln ist, ihr Sein nur
von dem einen Sein, das in ihr ist, nämlich dem Vater, habe.
Von diesem Vater ist uns nichts erkennbar, was nicht in diesen
Worten enthalten wäre.
27. Darauf folgt: „Geheiligt werde dein Name“. In dieser
so kleinen Bitte ist alles enthalten, was wir von dem Sohn oder
Wort erkennen können. Wenn nämlich der Name ein völlig wahrer
Name ist, so ist er notwendigerweise dem Benannten ganz gleich.
Da es nun heißt „dein Name“, so ist klar, welche Eigenschaft
der Name des Vaters hat: er ist das Bild des Vaters, sein Abglanz
und seine unbegrenzte Gleichheit. Durch die Erkenntnis des
Vaters lehrt uns also Christus seinen Namen erkennen, damit wir
durch diesen Namen den Vater erkennen. Er unterweist uns, daß
dieser Name, die ewige Wahrheit und Weisheit, „geheiligt werde“.
Das geschieht, wenn diese uns vom Vater auf geistige Weise ein-
gegossen wird; denn dann wird (dieser Name) geheiligt, wenn wir
durch die Hinkehr unserer Vernunft zur ewigen Weisheit ihren Ein-
fluß verspüren, wenn wir anfangen, sie selbst geistigerweise zu
sehen. Es gibt ja nichts, was die Vernunft mehr preisen, loben und
heiligen könnte, als die unendliche Weisheit. Denn die lautere Ver-
nunft vermag nichts der Weisheit Gottes und seinem Wort vor-
zuziehen, wie das Auge nichts der Schönheit vorziehen kann.

9. cf. Sermo 18 n. 9, p. 32, 6—9 et not.
13. cf. I. c. n. 11, p. 34, llseq.
17— 18. cf. Col. 1, 15; Hebr. 1, 3. Sermo 16, p. 24, 6seq.; 22, 15. Sermo
18 n. 11, p. 36, 6seq.; 20seq.
18— 26. cf. Sermo 18 n. 12—13, p. 38, 3seq.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften