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XVII. Domine, in lumine vultus tui (n. 30—31).

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keit nährt — wie ja auch die Evangelisten von beiden Arten spre-
chen — so bitten wir um jedes dieser notwendigen Brote: um das
überwesentliche Brot, das vom Himmel ist, und um das Brot, das
von der Erde ist. Und da er unmittelbar vorher vom Himmel und
von der Erde gesprochen hat, von dem der Zeit nach unvergäng-
lichen Himmel und der vergänglichen Erde, so unterweist er uns
hier über das unvergängliche Himmelsbrot und das vergängliche
Erdenbrot, damit wir auf Grund des Vorausgehenden glauben, Gott
könne uns ein solches Brot geben, ur.d hoffen, er werde es auch
tun, wenn wir ihn darum bitten. Jede Bitte aber setzt die Liebe
als Wesensform voraus.
Darum erkenne den erhabenen Künstler: im ersten, nämlich:
„Vater unser, der du bist in den Himmeln“, ist der Beweis
für alles folgende enthalten; und in allem folgenden wird uns eine
Unterweisung im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe gegeben.
Denn die Bitte: „Geheiligt werde dein Name“ belehrt uns,
was wir glauben müssen vom Namen oder Sohn, was wir hoffen
und lieben sollen. Denn die Liebe bittet; was wir lieben, darnach
verlangen und darum bitten wir. Das führt er in allen (Bitten)
durch.
Indem er in der Bitte: „Unser tägliches oder üb er wesent-
liches Brot gib uns heute“ „uns“ sagt, unterweist er uns,
daß es nur ein Brot für die vielen gibt und diese Vielheit ist als
Vielheit geeint, um dieses eine Brot zu empfangen. Hierin erweist
sich die überaus staunenswerte Natur dieses Brotes und das Ver-
hältnis der Kirche zu ihm: die Möglichkeit, dieses Brot zu empfangen,
ist nur in der Kirche gegeben.
31. Darauf folgt: „Und vergib uns unsere Schuld“. Hierin
zeigt sich die Frucht dieses Brotes: es ist der Mittler, durch den
wir um Vergebung der Schuld zu bitten vermögen. Diese Bitte
faßt die ganze Lehre von der Frucht des Leidens und der Genug-
tuung Christi für die Kirche zusammen, (insbesondere) daß man
um diese Vergebung nur in der Einheit mit der Kirche bitten kann,
wie das Wort „uns“ zeigt, und unendlich viel anderes, was hier
enthalten ist.

2*

24. cf. I. c. n. 37, p. 76, 12seq.
25. cf. I. c. n. 36, p. 74, 14seq.; n. 37, p. 76, 18seq.
26—27. cf. I. c. ?i. 38, p. 78, 3seq.
 
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