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J. Koch und H. Teske Cusanus-Texte: 1. Predigten, 6.
alle ereatur vnd alle element, ob fy got fein oder von in felber ir
wefen haben. Sy fprechen: nain. Von wann dann? Von got dem
allmechtigen alain, der vns befchaffen hat“.
Der du pift in den hymellen
s 9. In den hymelen find alle ding befloffen vnd haben ir wefen
von den vir elementen, alls der menfch ein vernuftige fei von got,
der im hymel ift, vnd den leichnam von der erden vnd den elemen-
ten. Nach der fei fey wir für alle ereatur got am nachften. Dar
wj 69 r vmb full wir in er j j kennen, alls uil vns hie mugleich ift für alle crea-
io tur. Alain ros, efel, hunt vnd all andre vich vnd tyer find auch
von den vir elementen befchaffen alls wol alls der menfch nach
dem leichnam. Es hat aber der vernufftigen fei nicht alls der
menfch. Alfo ift yedes geordent von got nach feiner aigenfehaft,
yedoch nach feinem ambt vnd wefen, alls wir das an vnferm aigen
15 leichnam haben, das ain yedez glid hat fein ambt, dar zu es geor-
dent ift. Alfo fol die fei got dem allmechtigen dienen vnd lieb haben
durch die erkantnüzz vnd krefft der fei, anders mag er nichcz
getun.
Das aug ficht alle varb: rat, weys, fwarcz. Die oren fehnt der
ao varb nicht; fo horent die äugen nicht was man fingt oder fagt.
Aber die verftentnuzz jnwendig in der fei vernymbcz, pehallcz vnd
verftets, was dicz oder das ift, wie vnd wann alle dinng mit vnter-
fchayd erkant werden. Vnd allfo wirt erkandt poz pey guet, rat
oder fwarcz pey weys, vnd der fchepher pey der ereatur, die er
25 pefchaffen hat.
Geheyligt werd dein nam
10. Pey dem namen erkennt man alle ding, alls uil es erkant
mag werden in folicher geleichnuzz, Peter vnd Paul, ains vnd das
ander. Awer in dem namen des vaters erkennt man alle ding, es
10. Die Sätze Alain ros — aigenfehaft (Z. 13) folgen in Wi hinter nichcz
getun (Z. 17f.). Es ist wohl anzunehmen, daß sie in der Vorlage am Rand standen
und durch ein Versehen des Schreibers an die falsche Stelle geraten sind.
5. Vgl. Sermo 18 n. 9, S. 32, 9ff.; n. 20, S. 50, 9ff.
9. Vgl. a.a.O. n. 10, S. 34, 3ff.
10. Ein anderes Beispiel, das aber wohl geeignet ist, den vorliegenden
Gedankengang klarzumachen, findet sich in Sermo 93 (V2 13va; p —): Sed
adhuc attende de arbore, quomodo arbor habet vitam vegetabilem et crescit
et vegetatur, et habet radices originis in terra, sed vis sua non est ex terra,
sed ex Deo, quia est ex semine divino, quod est in ligno a Deo.
J. Koch und H. Teske Cusanus-Texte: 1. Predigten, 6.
alle ereatur vnd alle element, ob fy got fein oder von in felber ir
wefen haben. Sy fprechen: nain. Von wann dann? Von got dem
allmechtigen alain, der vns befchaffen hat“.
Der du pift in den hymellen
s 9. In den hymelen find alle ding befloffen vnd haben ir wefen
von den vir elementen, alls der menfch ein vernuftige fei von got,
der im hymel ift, vnd den leichnam von der erden vnd den elemen-
ten. Nach der fei fey wir für alle ereatur got am nachften. Dar
wj 69 r vmb full wir in er j j kennen, alls uil vns hie mugleich ift für alle crea-
io tur. Alain ros, efel, hunt vnd all andre vich vnd tyer find auch
von den vir elementen befchaffen alls wol alls der menfch nach
dem leichnam. Es hat aber der vernufftigen fei nicht alls der
menfch. Alfo ift yedes geordent von got nach feiner aigenfehaft,
yedoch nach feinem ambt vnd wefen, alls wir das an vnferm aigen
15 leichnam haben, das ain yedez glid hat fein ambt, dar zu es geor-
dent ift. Alfo fol die fei got dem allmechtigen dienen vnd lieb haben
durch die erkantnüzz vnd krefft der fei, anders mag er nichcz
getun.
Das aug ficht alle varb: rat, weys, fwarcz. Die oren fehnt der
ao varb nicht; fo horent die äugen nicht was man fingt oder fagt.
Aber die verftentnuzz jnwendig in der fei vernymbcz, pehallcz vnd
verftets, was dicz oder das ift, wie vnd wann alle dinng mit vnter-
fchayd erkant werden. Vnd allfo wirt erkandt poz pey guet, rat
oder fwarcz pey weys, vnd der fchepher pey der ereatur, die er
25 pefchaffen hat.
Geheyligt werd dein nam
10. Pey dem namen erkennt man alle ding, alls uil es erkant
mag werden in folicher geleichnuzz, Peter vnd Paul, ains vnd das
ander. Awer in dem namen des vaters erkennt man alle ding, es
10. Die Sätze Alain ros — aigenfehaft (Z. 13) folgen in Wi hinter nichcz
getun (Z. 17f.). Es ist wohl anzunehmen, daß sie in der Vorlage am Rand standen
und durch ein Versehen des Schreibers an die falsche Stelle geraten sind.
5. Vgl. Sermo 18 n. 9, S. 32, 9ff.; n. 20, S. 50, 9ff.
9. Vgl. a.a.O. n. 10, S. 34, 3ff.
10. Ein anderes Beispiel, das aber wohl geeignet ist, den vorliegenden
Gedankengang klarzumachen, findet sich in Sermo 93 (V2 13va; p —): Sed
adhuc attende de arbore, quomodo arbor habet vitam vegetabilem et crescit
et vegetatur, et habet radices originis in terra, sed vis sua non est ex terra,
sed ex Deo, quia est ex semine divino, quod est in ligno a Deo.