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170 J. Koch und H. Teske Gusanus-Texte: I. Predigten, 6.
Mhd. u (ü) erscheint als o in forfte, forjtynne, bejonder, fontags,
iezont, ferner gelobde.
Mhd. o erscheint als a in: ab(e) für nhd. ob, ader, fal. Die Form
mit o steht in folchs. Vgl. oben S. 154 (Hs. Tr B 6).
5. Der Umlaut von a ist e, der von o und k ist nicht bezeichnet;
der Umlaut mhd. öu erscheint als eu in erfreuet. Vgl. Michels
§ 67d; Moser § 62. — Neben jant steht oft jent für sanctus.
6. Ein -e der Endsilbe steht in fchirme; abe (nhd. ob), yne
(Dat. Plur.), wozu oben S. 154 (Hs. Tr B 8) zu vergleichen ist. Ein-
mal steht fyne für den Inf. des Vb. subst.
C. Konsonantismus:
1. Unverschobene Formen von germ. p, t, -k- begegnen in den
benutzten Briefen nicht. — Abfall des auslautenden -t in frunt-
fchaff.
2. Germ, b im Anlaut ist b. Ausnahmsweise steht in einem
Briefe ich pin, pyn, sowie ein andermal der Name prixen. Für b
im In- und Auslaut begegnet nur b.
Germ, d im Anlaut erscheint als d: dagh, doeft, meist aber als t:
tag, toet. Zwischen Vokalen überwiegt t, daneben erscheinen d: gode
und tt: vatter, ferner -lt-\ für das mhd. d- steht gelegentlich t-,
z. B. ander ten, was tu. Vgl. oben S. 156 (Hs. Tr G 5).
Germ, g im Auslaut erscheint durchweg als -ch. Vor -t: ge-
neicht.
3. Germ, sk ist in gefcriben, fcrift erhalten. Mhd. fl- wird in
ab/lagen, ßechter geschrieben. Vgl. Bach, Göllh. § 126; Wein-
hold §§ 206 ff.
D. Aus der Formenlehre ist bei dem geringen Umfang des
vorliegenden Sprachstoffes wenig zu verzeichnen. Hingewiesen sei
auf die auch auf das starke Zeitwort übergreifende Endung der
1. Pers. Sg. Präs. Ind. auf -en, auf die Form jtande, auf doeft.
E. Die Endung ~(e)de begegnet auch außerhalb des Titels in
lijbde.
F. An sonstigem merke ich an: tzufchen neben tzwi/chen, nijt
neben nicht.
Stärker als der Kardinal selbst steht seine Kanzlei unter dem
Einfluß obd. Schreibgewohnheiten. Zwar sind unter seinen Sekre-
tären vorwiegend Landsleute des Kardinals, doch fehlen auch Ein-
heimische nicht ganz. Am wichtigsten sind ohne Zweifel Peter
 
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