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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 4. Abhandlung): Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.41999#0183
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Zweites Kapitel: Literarhistorische Untersuchung. § 1.

183

aufgehalten haben, läßt sich leider bisher nicht genau feststellen.
Man nimmt an, daß sie um die Mitte des Dezembers dort waren1.
Es bliebe also noch immerhin Zeit für einen Abstecher nach Augs-
burg und für eine Weihnachts- und Neujahrspredigt. Das genügt
aber doch nicht; denn es muß auch die für die Ausarbeitung der
deutschen Vaterunserauslegung (Pr. XVIII) nötige Zeit in Rech-
nung gestellt werden2, und ob dafür die Zeit von drei, höchstens
vier Tagen ausreicht, das kann man bei aller Anerkennung der
Genialität des Cusanus wohl bezweifeln.
Anders 1439/40. Hier liegen auch zwei Daten fest. Mitte
Dezember 1439 war Nicolaus auf dem Kurfürstentag zu Lahn-
stein3, am 12. Februar 1440 beendigte er in Ques die Niederschrift
seines Hauptwerkes „De Docta Ignorantia“4. Hier haben wir zwar
auch nur einen relativ kleinen Zeitraum für die Reise von Lahn-
stein nach Augsburg, in Augsburg selbst aber Zeit genug sowohl
für die Predigten an den Festtagen als auch für die nachherige
Ausarbeitung der deutschen Vaterunser-Auslegung. Es sei auch
ausdrücklich bemerkt, daß Cusanus nicht auf dem Wahltag zu
Frankfurt am 2. Februar 1440 war. Er sollte zwar dort als päpst-
licher Gesandter fungieren, die Briefe Eugens IV. erreichten ihn
aber nicht, weil sie in Basel beschlagnahmt worden waren5.
1 Vgl. a. a. O. Nr. 316a, S. 881 und Anm. 1.
2 Cusanus hat diese Schrift ja in Augsburg geschrieben; vgl. u. S. 184.
3 Nicolaus war neben Iacobus de Oratoribus von Eugen IV. zu den
Kurfürsten von Köln, Mainz und Trier gesandt worden, um sie für Eugen
zu gewinnen. Vgl. Reichstagsakten XV, 1. Abt., Nr. 113, S. 199, 1. Die Denk-
schrift, die die Gesandten den Kurfürsten unterbreiteten (Nr. 71, S. 104ff.),
ist nicht datiert. Von dem Herausgeber H. Herre wird sie auf den 20. De-
zember 1439 angesetzt, weil die Anwesenheit der drei Kurfürsten in Lahnstein
für diesen Tag urkundlich nachweisbar ist. Vgl. Nr. 72, S. 110, 27. Nun sagt
aber Iacobus de Oratoribus in einem spätem Schreiben an die Kurfürsten
(Nr. 119, S. 229, 24): ,,sed audita de alia convocatione vestra ad opidum
Lonsten circa festum sancte Lucie usque ad illud tempus distuli“ etc. Da das
Fest der hl. Luzia am 13. Dezember ist, so ist es nicht richtig, wenn H. Herre
(a. a. O., S. 29, 35) behauptet, das Datum des 20. Dezember entspreche auch
der Angabe des päpstlichen Gesandten „circa festum sancte Lucie“. Denn
für die Tage um den 20. Dezember hätte er ohne Zweifel die Formel „circa
festum sancti Thomae apostoli“ gebraucht (vgl. das Datum im Bündnisbrief
der Kurfürsten, S. 110, 28: uf sondage sant Thomas abent). Es ist also durch-
aus wahrscheinlich, daß die Lahnsteiner Tagung bereits um den 15. Dezember
begonnen hat.
4 Vgl. De Docta Ignorantia, S. 164, 9: „Complevi in Cusa 1440, XII
Februarii.“
5 Vgl. Reichstagsakten XV, 1. Abt., S. 133f.
 
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