270 J. Koch und H. Teske Gusanus-Texte: I. Predigten, 6.
absoluta omnium (74, 13); est enim Deus quidditas absoluta mundi
seu universi (75, 11). Nun ergibt sich aus I c. 17, daß auch entitas
und essentia synonym gebraucht werden: Omnia enim entia enti-
tatem participant. Sublata igitur ab omnibus entibus participatione
remanet ipsa simplicissima entitas, quae est essentia omnium (35,
5—7). Cusanus hat also im Lateinischen keine einheitliche Ter-
minologie; der Gedanke 'supra vim verborum5 ist aber klar: der
Urgrund alles Seienden ist das Sein Gottes.
Auch 46, 19 und 48, 1 bedeutet wejen soviel wie Sein; zu
48, 1: flijßen alle dinck ... in ire wejen1 bietet DI 74, 28ff. eine
ziemlich genaue Parallele: Omnia autem entia... in esse prodierunt
(ähnlich 75, 6). Daß hier kein Widerspruch zu den Aussagen, in
denen Gott das wejen aller dinge genannt wird, vorliegt, ergibt sich
aus der cusanischen Auffassung vom Verhältnis der quidditas ab-
soluta zur quidditas contracta.
84, 21 wird wejen von dem Leben der Seligen in Gott ge-
braucht; die Bedeutung 'Sein5, nicht 'Wesenheit5, ergibt sich
aus dem Vergleich mit 66, lf.: hier auf Erden gebricht es uns an
Sein; das wahre, vollkommene Sein erhalten wir erst durch den
Eingang in die Sphäre des absoluten Seins.
50, 16 bedeutet wejen soviel wie Substanz. Denn das geijtlich
wejen wird hier ausdrücklich von den Kräften verjtentenis und
willen unterschieden. Die Ausdrucksweise in der lateinischen Par-
allele (50, 14-—-18*) ist etwas verschieden, aber auch dort wird
intelligentia als substantia animae nostrae bezeichnet. Ebenso
wird 66, 2 das wejen Christi seiner wijjheit und gutheit gegenüber-
gestellt.
b) Anbegynn and oerjprung — wjfflus — wyderjlos —
ende.
Im 2. Buch von DI führt Cusanus aus, daß das Werden des
Kontrakten aus dem Absoluten, des geschöpflichen Seins durch
den Schöpfer, für uns unbegreiflich sei2. In der Auslegung äußert
er sich begreiflicherweise über diese erkenntnistheoretische Seite
der christlichen Schöpfungslehre nicht, sondern legt sie nur positiv
dar. Die dabei verwendeten Termini verdienen aber eine eigene
Untersuchung, da sie die Deutung nahelegen, Cusanus schließe
hier wieder die Kluft zwischen dem Absoluten und dem Kontrak-
ten, deren Unüberbrückbarkeit er nach dem bisher Gesagten so
scharf betont.
1 Singular, nicht Plural I
2 DI II c. 2, S. 65ff.
absoluta omnium (74, 13); est enim Deus quidditas absoluta mundi
seu universi (75, 11). Nun ergibt sich aus I c. 17, daß auch entitas
und essentia synonym gebraucht werden: Omnia enim entia enti-
tatem participant. Sublata igitur ab omnibus entibus participatione
remanet ipsa simplicissima entitas, quae est essentia omnium (35,
5—7). Cusanus hat also im Lateinischen keine einheitliche Ter-
minologie; der Gedanke 'supra vim verborum5 ist aber klar: der
Urgrund alles Seienden ist das Sein Gottes.
Auch 46, 19 und 48, 1 bedeutet wejen soviel wie Sein; zu
48, 1: flijßen alle dinck ... in ire wejen1 bietet DI 74, 28ff. eine
ziemlich genaue Parallele: Omnia autem entia... in esse prodierunt
(ähnlich 75, 6). Daß hier kein Widerspruch zu den Aussagen, in
denen Gott das wejen aller dinge genannt wird, vorliegt, ergibt sich
aus der cusanischen Auffassung vom Verhältnis der quidditas ab-
soluta zur quidditas contracta.
84, 21 wird wejen von dem Leben der Seligen in Gott ge-
braucht; die Bedeutung 'Sein5, nicht 'Wesenheit5, ergibt sich
aus dem Vergleich mit 66, lf.: hier auf Erden gebricht es uns an
Sein; das wahre, vollkommene Sein erhalten wir erst durch den
Eingang in die Sphäre des absoluten Seins.
50, 16 bedeutet wejen soviel wie Substanz. Denn das geijtlich
wejen wird hier ausdrücklich von den Kräften verjtentenis und
willen unterschieden. Die Ausdrucksweise in der lateinischen Par-
allele (50, 14-—-18*) ist etwas verschieden, aber auch dort wird
intelligentia als substantia animae nostrae bezeichnet. Ebenso
wird 66, 2 das wejen Christi seiner wijjheit und gutheit gegenüber-
gestellt.
b) Anbegynn and oerjprung — wjfflus — wyderjlos —
ende.
Im 2. Buch von DI führt Cusanus aus, daß das Werden des
Kontrakten aus dem Absoluten, des geschöpflichen Seins durch
den Schöpfer, für uns unbegreiflich sei2. In der Auslegung äußert
er sich begreiflicherweise über diese erkenntnistheoretische Seite
der christlichen Schöpfungslehre nicht, sondern legt sie nur positiv
dar. Die dabei verwendeten Termini verdienen aber eine eigene
Untersuchung, da sie die Deutung nahelegen, Cusanus schließe
hier wieder die Kluft zwischen dem Absoluten und dem Kontrak-
ten, deren Unüberbrückbarkeit er nach dem bisher Gesagten so
scharf betont.
1 Singular, nicht Plural I
2 DI II c. 2, S. 65ff.