Drittes Kapitel: Erläuterungen. §6.
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nichts findet. Cusanus verwendet wohl Termini, die von fluo ab-
geleitet sind, sie gehören aber in einen andern Sachzusammen-
hang1. Für geschaffen werden finden wir in esse prodire (75, 2. 6)
und procedere (107, 11). Hingegen läßt sich in den lateinischen
Predigten der Gebrauch von effluxus und fluxus = wjfflus und
fluo = aufflu/en ziemlich häufig nachweisen. Außer 16, 19. 23;
26, 15*; 32, 9—15* vergleiche man etwa Pr. 6 (V1 6rb; p —):
(allegavit pax) de graduatione concordanti et harmoniaca omnium
eorum quae effluxerunt per Filiurn a creatore.
Welche Vorstellung dem Gebrauch der Worte wffflus usw. zu-
grunde liegt, ersieht man wohl am besten aus folgendem Text in
Pr. 12 (Vx 19 vb; p -—):
Et est Dominus Deus omnipotens tamquam ignis ardens in se omnes
transformans et tamquam fons vivus ignitus, qui fluit quasi in medio scatu-
riens et flumen ignis emittens in gyro. Qui fluvius et fons indeficientissime
fluentes mare immensum terminis aeternitatis infinitis circumdatum: et ille
totus indeficiens fons, unus Deus trinus, ex scaturigine, fluvio et mari nun-
quam deficiet inebrians dulcedine infinita sanctos suos. Et tamquam ex
vaporibus illius fontis cuncta creata effluxa sunt, et solum sancti in fontem
revertuntur.
Der Vergleich mit Quell, Fluß und Meer dient dazu, das un-
endliche Leben Gottes, das in sich unerschöpflich ist und aus dem
alles, was da ist, hervorgeht, zu veranschaulichen. Er ist auch
bezüglich der Geschöpfe sehr geschickt durchgeführt: sie fließen
nicht unmittelbar aus dem göttlichen Lebensstrom, sondern gleich-
sam aus den daraus aufsteigenden Dämpfen. Damit wird der Ab-
stand des Geschöpfes vom Schöpfer deutlich gemacht.
Eine etwas andere Vorstellung setzt die Ausdrucksweise in
Pr. 16, S. 26, 22 voraus: Omnium igitur forma essendi ab illa forma
infinita artis eterne manat sicut artificiatum ab arte. Danach ist die
Form das innere Band zwischen Gott und Geschöpf. In diesen
Vorstellungskreis gehört offenbar der Satz der Vaterunser-Aus-
legung: Want geyn dinck ychtz anders is dan als uer vnd als vijl
is gottes bilde is (48, 11 f.)2.
1 DI II c. 12 (De conditionibus terrae) finden sich die Ausdrücke in-
fluentia (Einfluß der Gestirne aufeinander 105, 20. 23. 25 usw.) und refluentia
(rückwirkender Einfluß der Erde auf die Sonne 106, 25); das Adjektiv in-
fluentialis findet sich 108, 30 und 112, 23.
2 In Pr. 71, S. 106, 22 —108, 5 sind der dynamische und der formale
Sinn von ausflus miteinander verbunden: jedes Geschöpf ist auf Grund seines
Ausflusses aus der Dreifaltigkeit nicht nur in der Dreiheit von Wesen, Kraft
18 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1938/39. i. Abh.
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nichts findet. Cusanus verwendet wohl Termini, die von fluo ab-
geleitet sind, sie gehören aber in einen andern Sachzusammen-
hang1. Für geschaffen werden finden wir in esse prodire (75, 2. 6)
und procedere (107, 11). Hingegen läßt sich in den lateinischen
Predigten der Gebrauch von effluxus und fluxus = wjfflus und
fluo = aufflu/en ziemlich häufig nachweisen. Außer 16, 19. 23;
26, 15*; 32, 9—15* vergleiche man etwa Pr. 6 (V1 6rb; p —):
(allegavit pax) de graduatione concordanti et harmoniaca omnium
eorum quae effluxerunt per Filiurn a creatore.
Welche Vorstellung dem Gebrauch der Worte wffflus usw. zu-
grunde liegt, ersieht man wohl am besten aus folgendem Text in
Pr. 12 (Vx 19 vb; p -—):
Et est Dominus Deus omnipotens tamquam ignis ardens in se omnes
transformans et tamquam fons vivus ignitus, qui fluit quasi in medio scatu-
riens et flumen ignis emittens in gyro. Qui fluvius et fons indeficientissime
fluentes mare immensum terminis aeternitatis infinitis circumdatum: et ille
totus indeficiens fons, unus Deus trinus, ex scaturigine, fluvio et mari nun-
quam deficiet inebrians dulcedine infinita sanctos suos. Et tamquam ex
vaporibus illius fontis cuncta creata effluxa sunt, et solum sancti in fontem
revertuntur.
Der Vergleich mit Quell, Fluß und Meer dient dazu, das un-
endliche Leben Gottes, das in sich unerschöpflich ist und aus dem
alles, was da ist, hervorgeht, zu veranschaulichen. Er ist auch
bezüglich der Geschöpfe sehr geschickt durchgeführt: sie fließen
nicht unmittelbar aus dem göttlichen Lebensstrom, sondern gleich-
sam aus den daraus aufsteigenden Dämpfen. Damit wird der Ab-
stand des Geschöpfes vom Schöpfer deutlich gemacht.
Eine etwas andere Vorstellung setzt die Ausdrucksweise in
Pr. 16, S. 26, 22 voraus: Omnium igitur forma essendi ab illa forma
infinita artis eterne manat sicut artificiatum ab arte. Danach ist die
Form das innere Band zwischen Gott und Geschöpf. In diesen
Vorstellungskreis gehört offenbar der Satz der Vaterunser-Aus-
legung: Want geyn dinck ychtz anders is dan als uer vnd als vijl
is gottes bilde is (48, 11 f.)2.
1 DI II c. 12 (De conditionibus terrae) finden sich die Ausdrücke in-
fluentia (Einfluß der Gestirne aufeinander 105, 20. 23. 25 usw.) und refluentia
(rückwirkender Einfluß der Erde auf die Sonne 106, 25); das Adjektiv in-
fluentialis findet sich 108, 30 und 112, 23.
2 In Pr. 71, S. 106, 22 —108, 5 sind der dynamische und der formale
Sinn von ausflus miteinander verbunden: jedes Geschöpf ist auf Grund seines
Ausflusses aus der Dreifaltigkeit nicht nur in der Dreiheit von Wesen, Kraft
18 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1938/39. i. Abh.