Gahmuret, Quellenstudien zu Wolframs Parzival
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Land 1189 in Gran von der Ungernkönigin Margaretha, Gattin
Belas II., geschenkt erhielt. Es muß Aufsehen erregt haben in
Deutschland, da mehrere Geschichtsquellen ausführlich von ihm
sprechen. Der sog. Ansbert in seiner Geschichte des Kreuzzuges
Friedrichs I. beschreibt es (Fontes rer. Austriacarum, Script. V. 18)
als tentorium duplex admirande uenustatis et magnitudinis, interius
quidem quadricameratum et rubeo panno decenter coopertum, opan-
sum uero exterius super illud, quod cameratum dixi. Eingehender
noch schildert es Arnold von Lübeck (MG., SS. XXL 171): Regina
dedit domno imperatori tentorium Optimum et domum desupter de
scarlatto et tapete iuxta latitudinem et longitudinem ipsius domus et
lectum culcitra et operimento precioso magnifice ornatum, sedemque
eburneam cum cussino lecto prepositam, que quantis ornatibus ex-
culta fuerint presentis pagine depromere nequit inopia. Et ne quid
excogitatis deesset delitiis, albus et parvus venatorius super tapete dis-
currebat canicullus. Die Kölner Königschronik weiß (MG. SS. XXL
171), daß rex Hungariae cum regina obtulit imperatori tentorium
operosum, quod portare vix poterant tria plaustra. Auch Wolfram
muß sich sein Zelt wohl mehrteilig gedacht haben, da das kleine
gezelt von samit, das Gahmurets Schlafkammer bildet (93. 8), doch
wohl als eine Abteilung des Gesamtzeltes zu denken ist, das immer
wieder groß und hoch heißt (27. 12, 54. 12, 64. 26); es ragt als
ein palas auf (27. 16) wie Arnold von einer domus spricht (was man
doch schwerlich mit Laurent, Geschichtschreiber der deutschen
Vorzeit 712, S. 152 mit „Kammer“ übersetzen kann). Wenn die
Kölner Königschronik sagt, das Friedrich I. geschenkte Zelt weg-
zuführen seien 3 Wagen nötig gewesen, so werden für den Trans-
port des Gahmuret geschenkten Zeltes 30 Saumtiere benötigt (61.
14). Läßt man Metternichs bekanntes Wort, daß auf der „Land-
straße“, dem östlichen Vorort Wiens, der Orient beginne, auch für
das Mittelalter gelten, so wird das von Barbarossa in Gran, auf der
Fahrt nach dem heiligen Lande, erworbene Zelt immerhin auch
von einem morgenländischen Schein beleuchtet.
Es könnte aber auch sein, daß die ganze Zeltbeschreibung bei
Wolfram nichts anderes wäre als ein literarischer Nachklang aus
Veldekes Eneit. Denn ohne Zweifel gehen wenigstens die Formu-
lierungen in der Schilderung der Größe des Zeltes auf Veldeke
zurück, wo V. 9209ff. das Zelt, das Dido dem Enees geschenkt hat,
so geschildert wird: ein getelt wit ende ho, dat hem frouwe Dido hade
gegeven dorch minne ... et stont, da man et verre sach, als et ein
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Land 1189 in Gran von der Ungernkönigin Margaretha, Gattin
Belas II., geschenkt erhielt. Es muß Aufsehen erregt haben in
Deutschland, da mehrere Geschichtsquellen ausführlich von ihm
sprechen. Der sog. Ansbert in seiner Geschichte des Kreuzzuges
Friedrichs I. beschreibt es (Fontes rer. Austriacarum, Script. V. 18)
als tentorium duplex admirande uenustatis et magnitudinis, interius
quidem quadricameratum et rubeo panno decenter coopertum, opan-
sum uero exterius super illud, quod cameratum dixi. Eingehender
noch schildert es Arnold von Lübeck (MG., SS. XXL 171): Regina
dedit domno imperatori tentorium Optimum et domum desupter de
scarlatto et tapete iuxta latitudinem et longitudinem ipsius domus et
lectum culcitra et operimento precioso magnifice ornatum, sedemque
eburneam cum cussino lecto prepositam, que quantis ornatibus ex-
culta fuerint presentis pagine depromere nequit inopia. Et ne quid
excogitatis deesset delitiis, albus et parvus venatorius super tapete dis-
currebat canicullus. Die Kölner Königschronik weiß (MG. SS. XXL
171), daß rex Hungariae cum regina obtulit imperatori tentorium
operosum, quod portare vix poterant tria plaustra. Auch Wolfram
muß sich sein Zelt wohl mehrteilig gedacht haben, da das kleine
gezelt von samit, das Gahmurets Schlafkammer bildet (93. 8), doch
wohl als eine Abteilung des Gesamtzeltes zu denken ist, das immer
wieder groß und hoch heißt (27. 12, 54. 12, 64. 26); es ragt als
ein palas auf (27. 16) wie Arnold von einer domus spricht (was man
doch schwerlich mit Laurent, Geschichtschreiber der deutschen
Vorzeit 712, S. 152 mit „Kammer“ übersetzen kann). Wenn die
Kölner Königschronik sagt, das Friedrich I. geschenkte Zelt weg-
zuführen seien 3 Wagen nötig gewesen, so werden für den Trans-
port des Gahmuret geschenkten Zeltes 30 Saumtiere benötigt (61.
14). Läßt man Metternichs bekanntes Wort, daß auf der „Land-
straße“, dem östlichen Vorort Wiens, der Orient beginne, auch für
das Mittelalter gelten, so wird das von Barbarossa in Gran, auf der
Fahrt nach dem heiligen Lande, erworbene Zelt immerhin auch
von einem morgenländischen Schein beleuchtet.
Es könnte aber auch sein, daß die ganze Zeltbeschreibung bei
Wolfram nichts anderes wäre als ein literarischer Nachklang aus
Veldekes Eneit. Denn ohne Zweifel gehen wenigstens die Formu-
lierungen in der Schilderung der Größe des Zeltes auf Veldeke
zurück, wo V. 9209ff. das Zelt, das Dido dem Enees geschenkt hat,
so geschildert wird: ein getelt wit ende ho, dat hem frouwe Dido hade
gegeven dorch minne ... et stont, da man et verre sach, als et ein