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Honecker, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 2. Abhandlung): Der Name des Nikolaus von Cues in zeitgenössischer Etymologie: zugleich ein Beitrag zum Problem der Onomastika — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42018#0005
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Der Name des Nikolaus von Cues

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Die für uns in Frage kommende Stelle4 lautet:
. . . Divinis . . . rebus sic latentibus, sic absconditis et sic ingnotis
ingnote coniungi opus est per qucindam ingnorantiam, per quandam
extasim ac quandam per stulticiam, per quam, qui videtur sapiens
esse seculo, stultus fiat, ut sit sapiens. Hane esse sapientissimam
stulticiam portefidere videntur vocabula tua, pater reverendissime —
quorum unum, scilicet Nicolaus, languentis ecclesie stultus inter-
pretatur; alterum vero, scilicet Cusa, tenebrosus iste secundum bea-
tum Jeronimum interpretatur — peritissimam stulticiam tuam, quam
cum sponsa amore languens genetricem esse crediderim michi nondum
vise docte ingnorancie tue, quam edidisse longe lateque predi-
caris. . . A
B. Diesem Texte entnehmen wir zwei ,,Etymologien“, deren
Objekt für Magister Keck offensichtlich die Namensform Nicolaus
de Cusa gebildet hat:
1. Nicolaus — languentis ecclesiae stultus,
2. CAsa = tenebrosus.
Beide Ableitungen klingen recht befremdlich. Doch eröffnet
der Hinweis auf Hieronymus (bei der zweiten) von vornherein
eine gewisse Aussicht auf Klärung. Deshalb soll dieser Bezugnahme
zuvörderst nachgegangen werden.
2.
A. Jenes Werk des Kirchenlehrers Hieronymus (342—420),
das für solche Namenserklärungen in erster Linie herangezogen
werden muß, gehört zum Typ der Onomastika. Es trägt in den
Textausgaben verschiedene Bezeichnungen: Liber de nominibus
Anreise nach Rom war, mußte dort in den interessierten Kreisen bekannt
sein. Näher liegt daher die Annahme, daß es sich sozusagen um einen „Stadt-
brief“ handelt, der also in Rom geschrieben und an den bereits dort weilen-
den Nicolaus Cusanus gerichtet war. Das kann aber nur kurz nach dem
11. Januar 1450 gewesen sein, zu einer Zeit nämlich, da der Verfasser noch
keine Gelegenheit gehabt hatte, an den mit der Ordnung seiner Angelegen-
heiten beschäftigten neuen Kardinal persönlich heranzukommen.
4 Über einen anderen Passus dieses Briefes siehe Honecker a.a.O. 17.
5 Unsere Textwiedergabe weicht bezüglich der Satzabteilung und der
Zeichensetzung ein klein wenig von der Reproduktion bei Redlich ab. Das
zweite interpretatur wird ebenso wie das erste passivisch zu verstehen sein.
Mit peritissimam stultitiam tuam nimmt der Schreiber die Konstruktion des
Satzanfanges (Hane esse sapientissimam stultitiam . . .) wieder auf.
 
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