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Honecker, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 2. Abhandlung): Der Name des Nikolaus von Cues in zeitgenössischer Etymologie: zugleich ein Beitrag zum Problem der Onomastika — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42018#0012
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12

Martin Honecker:

am Anfang der vorliegenden griechischen Fassung: Es fehlt im
Griechischen die Parallele zu effusio (oder effluxiof9.
B. Wollen wir nun von diesen Grundlagen aus an die hebrä-
ische „Etymologie“ jener Ausdrücke herangehen, so ist zuvor
folgendes zu bedenken:
Die lateinischen wie die griechischen Ausdrücke zeigen nicht
allein eine Häufung von Worten und Bedeutungen, sondern auch
(bei Nicolaitae) einen mehrfachen Deutungsvorschlag. Das letztere
könnte man etwa mit der Annahme zu erklären versuchen, daß die
fraglichen Onomastika jeweils mehrere Entstehungsschichten auf-
weisen und die mehrfachen Erklärungsversuche von verschiedenen
Autoren herstammen. Diese Annahme, so richtig sie für manche
Erklärung dieser Verzeichnisse sein mag, reicht aber dann nicht
mehr aus, wenn man innerhalb einer und derselben Deutung die
erwähnte Wort- und Sinnballung begreiflich machen will (άφροσύνη
εκκλησίας, αφροσύνη αρρώστων, stultus ecclesiae languentis usw.).
Hier ist vielmehr anzunehmen, daß ein Autor (vielleicht auf Grund
der Vorschläge von mehreren anderen) sich veranlaßt gesehen
hat, dem Eigennamen einen Wort- und Sinn-Komplex gegen-
überzustellen, weil er meinte, nur durch eine solche Zusammen-
setzung dem Bedeutungsreichtum des Namens gerecht werden zu
können.
Gerade aber für ein derartiges Verfahren bot die hebräische
Sprache gewisse Anhaltspunkte. Denn sie gestattet es, aus ihrem
Lautbestand dem einen oder andern Laut des Griechischen (und
des Lateinischen) eine Mehrzahl hebräischer Laute parallel zu
stellen. So gibt es z. B. für das griechische /.vier hebräische Ent-
sprechungen (2r p und selbst Π), für σ sogar deren fünf (0, T,
ϊ, V und t^). Dadurch ergeben sich aber so zahlreiche Kombina-
tionsmöglichkeiten von Stammlauten, daß sich im Hebräischen
jeweils mehrere Stämme finden lassen werden, die dem einen fest-
liegenden Lautgerüst des zu erklärenden Namens zugeordnet wer-
den können.
Eine andere Möglichkeit besteht offenbar darin, daß man den
Eigennamen zerlegt und die so entstehenden Teile mit je einem
hebräischen Wort zusammenbringt40. Dieses Verfahren, vom Autor
der griechischen Vorlage sicher oft geübt, kommt jedoch für den
39 Απορροή und εκροή werden im Hinblick auf eine noch zu erwähnende
Nebenbedeutung von effusio nicht genügen.
40 Vgl. darüber Wutz (I) 518ff.
 
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