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Honecker, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 2. Abhandlung): Der Name des Nikolaus von Cues in zeitgenössischer Etymologie: zugleich ein Beitrag zum Problem der Onomastika — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42018#0016
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16

Martin Honecker:

das volle ursprüngliche Konsonantenschema ΚΛΣ zugrunde legen
und dann den Stamm Ϊ72 kh-l-z heranziehen. Von ihm gibt es
kilözä im Sinne von Schar, Versammlung51.
D. Zur angeblichen hebräischen Ableitung von stultus ecclesiae
languentis fehlt uns noch eine Entsprechung für languens (languere,
άρρωστεΐν). Wutz52 will die fragliche Bedeutung aus ^7Π chäläs
= schwach sein gewinnen, was durchaus möglich ist53. Befremdend
ist dabei nur, daß der Gutturallaut Π für den Palatallaut κ ein-
treten muß, was jedoch angesichts der Gewaltsamkeiten all dieser
Ableitungen nicht durchaus von der Hand gewiesen werden kann.
Eine zweite Erklärung ist wieder vom transponierten Schema
ΚΣΛ aus erreichbar, indem wir erneut auf den Stamm ca;
kh-S'l zurückgreifen, diesmal jedoch auf ein anderes Derivat:
kesil (althebr.) = Lende54,
davon VlÖ 2) käsul (aram.)
und ^02) käsäl (neuhebr.
vgl. kesel (arab.)
Dann würden άρρωστων und languens etwa im Sinne von
lendenlahm, schwächlich zu interpretieren sein.
E. Damit sind einerseits alle Wörter, die bei Pseudo-Ori-
genes und Hieronymus für den Namen Nikolaus erklärend auf-
treten, auf hebräische Stämme, die dem erstgenannten Autor vor-
geschwebt haben mögen, zurückgeführt. Dasselbe gilt anderseits
auch für alle griechischen Bestandteile der Erklärung von Νικο-
λαΐται (Nicolaitae); von den lateinischen fehlt nur noch ein
Wort, das in unseren griechischen Texten keine Parallele hat:
effusio (oder effluxio).
Hier die hebräische Entsprechung zu finden, ist nicht ganz ein-
fach57. Wir müssen dazu, wenn die Reduktion überhaupt gelingen

| mit Fehler an den Lenden55
schwerfällig, träge sein56.

51 Aus XjiSDX = griechisch οχλος Vgl. Levy I 75, II 332.
52 I 393."
53 ttfSn (bibelhebr.) = klein, dünn machen', (aram.) = klein,
schwach werden (Levy II 67; Dalman 150; Gesenius-Buhl 235).
54 Gesenius-Buhl 352; Levy II 366; Dalman 203.
55 Levy II 367; Dalman 203. Vgl. Gesenius-Buhl 352.
56 Gesenius-Buhl 352; J. Th. Zenker, Türkisch-arabisch-persisches
Handwörterbuch, 2 Bde., 1866/76; II 750.
57 Wutz (I 393) wies auf das schon herangezogene und das syrische
chalath hin. Er meinte wohl das syrische chalas', aber keines dieser Wörter
hat, wie Wutz behauptet, die Bedeutung ausgießen (Bemerkung von Herrn
Kollegen Allgeier).
 
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