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Honecker, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 2. Abhandlung): Der Name des Nikolaus von Cues in zeitgenössischer Etymologie: zugleich ein Beitrag zum Problem der Onomastika — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42018#0018
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18

Martin IIonecker:

laiten zweifach verwertet wiederkehrt, daß aber anderseits die Aus-
legung von Nicolaitae61 noch ein Element enthält, welches bei der
von Nicolaus fehlt: effusio (bzw. effluxio). Damit ergibt sich zu-
nächst, daß effusio eine Bedeutung haben muß, die dem Verfasser
nur auf die Nikolaiten, nicht aber auf Nikolaus zu passen schien.
Denn welchen Grund hätte er sonst gehabt, effusio bei Nikolaus
wegzulassen ?
Weiterhin ist es aber auch möglich, daß der Onomastikon-
Autor schon bei der Erklärung von Nikolaus an die Nikolaiten
gedacht und sich von da aus die „Etymologie“ des Namens Niko-
laus hat bestimmen lassen. Das hat aber etwa dann der Fall sein
können, wenn dem Verfasser der Name Nikolaus von vornherein
in einem geschichtlichen Zusammenhang mit den Nikolaiten er-
schienen ist.
B. Wer waren die Nikolaiten?62 — Man bezeichnet mit die-
sem Namen eine Sekte, gegen die sich schon Johannes in der
Apokalypse (2, 6 und 2, 15) gewandt hat, die also um die E Jahr-
hundertwende n. Ghr. existiert und in kleinasiatischen Gemeinden
ihre Anhänger gehabt hat. Viele Schriftsteller der patristischen
und der frühmittelalterlichen Zeit beschäftigen sich mit ihnen,
naturgemäß durchweg die Apokalypsenkommentare63, und fast
kein christlicher Häresienkatalog64 läßt sie unerwähnt. Ihre hetero-
61 In den uns erhaltenen Texten nur bei Hieronymus! Aber man darf
annehmen, daß auch die griechische Vorlage ein entsprechendes Wort ent-
halten hat, das in unserer fragmentarischen griechischen Textüberlieferung
ausgefallen ist.
62 Das Schrifttum darüber ist ziemlich umfangreich. Neueste Zusammen-
fassung (mit Angabe der wichtigsten modernen Literatur) von W. Koch,
Artikel Nikolaiten im Lexikon für Theologie u?id Kirche VII (1935), Sp. 572.
— Man vgl. u. a. auch G. Moroni, Dizionario di erudizione storico-eccle-
siastico, Bd. 47, Venedig 1847, S. 316f.; H. Cowan, Artikel Nicolailans und
Nicolas im Dictionary of the Bible, hrsg. von J. Hastings, Bd. III, Edinburg
1900, S. 547f.; E. B. Allo, Saint Jean, L’apocalypse (Etudes bibliques,
Bd. 15), 2. Aufl. Paris 1921, Exkurs XI, S. 46—48 (auf dieses Werk machte
Herr Kollege Wikenhauser, Freiburg i. Br., dankenswerterweise den Verf.
aufmerksam); E. Hennecke, Artikel Nikolaiten in Religion in Geschichte und
Gegenwart IV (1930), 561 f.; Maurice Goguel, Les Nicola'ites; Revue de
Thistoire des religions, Jahrg. 58, Bd. 115 (1937), S. 5—-36.
63 Siehe deren Übersicht bei Allo, S. CCXVIIIff.
64 Jüngeren Datums etwa Th. Ittigius, De haeresiarchis aevi Aposto-
lici, Lipsiae 1690, S. 87ff.; Renatus Massuetus, Dissertatio de haereticis
quos libro primo recenset Irenaeus, PG 7, Sp. 149.
 
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