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Honecker, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 2. Abhandlung): Der Name des Nikolaus von Cues in zeitgenössischer Etymologie: zugleich ein Beitrag zum Problem der Onomastika — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42018#0023
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Der Name des Nikolaus von Cues

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anische Formel in der Abkürzung Nicolaum = stultum76. Etwas
reichlicher ist die Fassung in der Glossa (dem Vokabular) des Pa-
pi as (um 1050): Nicolaus stultus interpretatur77. Schließlich bietet
dieGlossa Scaligeri (um 1600), in der wohl älteres Material verwertet
ist, zwei Ausdrücke: Nicolaum = stultum78 und Necolatum = stul-
tum et elanguentem79. Die letztere Formel, in der Necolatum augen-
scheinlich auf einem Versehen beruht, zieht also noch ein zweites
Wort der Hieronymusfassung heran; ob dies dem Rückgriff auf
einen Hieronymustext zu verdanken ist oder eine Bereicherung aus
einer anderen Quelle bedeutet, muß dahingestellt bleiben.
b) Der zweite Traditionszug weist mit einer Ausnahme (nur
mit Änderungen in der Wortfolge) das Schema Nicolaus inter-
pretatur stultus populus auf. Diese Linie verläuft nun ausschließ-
lich innerhalb der exegetischen Literatur. Den Anfang macht
der im allgemeinen viel zu wenig beachtete Ambrosius Ansber-
tus (oder Autpertus; f 778 oder 781) mit seinem Kommentar
In S. Joannis Apostoli et Evangelistae Apocalypsim libri decem80
vom Jahr 76781. Der nächste in der Reihe ist Alkuin (730—804)
mit seinem Werk Commentaria in Apocalypsin82. Es folgen die Ex-
positio in Apocalypsin des Haymo von Halberstadt (f 853)83
und die Enarratio in Apocalypsin des Anselm von Laon (um
76 Es ist sogar die Akkusativ-Form des Hieronymus (s. ob. S. 10) bei-
behalten worden.
77 Venedig 1491, f° 111v. Der Druck Venedig 1496 hat keine Paginie-
rung.
78 Corpus glossariorum latinorum V (18 9 4), 6 0 5 , 30.
79 Ebd. 605, 21.
80 Bibliotheca maxiraa veterum patrum, ed. Margarinus de la Bigne,
3. Ausgabe, Bd. XIII (Lugduni 1677), 433 F. Vgl. Nicolaitae — homines stulti
ebd. 434 B, 434 C. — Es ist jenes Werk, das der Verf. selbst seiner angeb-
lichen Leichtverständlichkeit wegen speculum parvulorum genannt hat (Wid-
mungsschreiben an Papst Stephan III.; ebd. 403). Die Identifizierung mit
der Expositio super· septem visiones libri Apocalypsis (bei Migne im Anhang
der Werke des Ambrosius Mediolanensis gedruckt, PL 17, 765—970; von
Migne dem Ambrosius Autpertus zugeschrieben, PI 89, 1277/8; ebenso von
A. Zimmermann im Lexikon für Theologie und Kirche I, 1930, 347f.) ist irrig;
in der Vorrede (PL 17, 763/4) wird ein gewisser Berengandus als Verf. der
Expositio namhaft gemacht.
81 Nach dem Widmungsbrief an Papst Stephan III. (s. vor. Anm.) ist
das Werk noch unter Papst Paul I. (f 28. Juni 767) vollendet worden.
82 PL 100, 1102.
83 Buch I, Kap. 2; PL 107, 966.
 
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