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Martin Honecker: Der Name des Nikolaus von Cues
Seine eigenen griechischen Sprachkenntnisse, so wenig um-
fangreich und wenig tiefgehend sie auch waren", könnten doch viel-
leicht ausgereicht haben, um ihn wenigstens den Schnitzer des
Bernhard von Krairurg bemerken zu lassen. Zum mindesten
hätten ihm die lexikalischen Hilfsmittel, die er besaß, eine solche
Kritik ermöglicht100. Gestützt auf die gleichen Unterlagen und
Hilfsmittel hätte er auch die von Magister Keck aus Hieronymus
entnommene Etymologie von Nicolaus ablehnen können. Daß zu-
dem die Ableitung von Cusa sinnlos war, mußte der aus Cues an
der Mosel stammende Kardinal am besten wissen. Wie aber beide
Ableitungen bei Hieronymus zustande gekommen sind, wird
weder ihm101 noch seinen Zeitgenossen bekannt gewesen sein.
Ein eigener Versuch des Nikolaus von Cues zur etymolo-
gischen Erklärung seines Namens ist uns weder in seinen Schriften
noch auf anderem Wege überliefert102.
99 Vgl. Honecker, a.a.Q., bes. S. 40ff., 51.
100 Über seine Vokabulare s. Honecker 58ff. Drei seiner Lexika sind
abgedruckt bei G. Goetz und G. Gundermann, Glossae latinograecae et
graecolatinae (Corpus glossariorum latinorum, ed. G. Goetz, Bd. II), Leipzig
1888. Die in Frage kommenden Wörter sind dort zu finden in der Form λαός
= populus (8 5 8 , 43) und νίκη = victoria (376, 34).
101 Vorläufiges über seine hebräischen Kenntnisse bei Honecker 51,
Anm. 146. — Eine Hs. des Hieronymus-Onomastikons scheint Nikolaus von
Cues nicht besessen zu haben.
102 Unterlagen für eine sprachlich richtige Ableitung hätten, soweit zu-
gänglich, etwa liefern können:
1. das Etymologikon mega (Etymologicum magnum) aus dem Anfang des
XII. Jhd.s (Ausgabe Fr. Sylburg, 2. Aufl. Leipzig 1816, 461, 17;
Ausgabe Th. Gaisford, Oxford 1848, 461, 17);
2. das Lexicon des Pseudo-Zonaras (Antonius Monachus?), wohl noch
aus dem gleichen Jahrhundert stammend (Ausgabe J. A. H. Titt-
mann, Leipzig 1808, II 1402);
3. die Summa grammaticalis . . ., quae Catholicon nominatur, die Gio-
vanni Balbi aus Genua (Johannes Baibus de Janua; f um 1298)
zum Verfasser hat (Stichwort Nicolaus).
Zu dieser Literaturgattung vgl. R. Reitzenstein, Artikel Etymologica
bei Paul y-Wissowa, Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft,
Neubearbeitung Bd. VI, 1. Halbband (1907), 807—817, bes. 816f.
Martin Honecker: Der Name des Nikolaus von Cues
Seine eigenen griechischen Sprachkenntnisse, so wenig um-
fangreich und wenig tiefgehend sie auch waren", könnten doch viel-
leicht ausgereicht haben, um ihn wenigstens den Schnitzer des
Bernhard von Krairurg bemerken zu lassen. Zum mindesten
hätten ihm die lexikalischen Hilfsmittel, die er besaß, eine solche
Kritik ermöglicht100. Gestützt auf die gleichen Unterlagen und
Hilfsmittel hätte er auch die von Magister Keck aus Hieronymus
entnommene Etymologie von Nicolaus ablehnen können. Daß zu-
dem die Ableitung von Cusa sinnlos war, mußte der aus Cues an
der Mosel stammende Kardinal am besten wissen. Wie aber beide
Ableitungen bei Hieronymus zustande gekommen sind, wird
weder ihm101 noch seinen Zeitgenossen bekannt gewesen sein.
Ein eigener Versuch des Nikolaus von Cues zur etymolo-
gischen Erklärung seines Namens ist uns weder in seinen Schriften
noch auf anderem Wege überliefert102.
99 Vgl. Honecker, a.a.Q., bes. S. 40ff., 51.
100 Über seine Vokabulare s. Honecker 58ff. Drei seiner Lexika sind
abgedruckt bei G. Goetz und G. Gundermann, Glossae latinograecae et
graecolatinae (Corpus glossariorum latinorum, ed. G. Goetz, Bd. II), Leipzig
1888. Die in Frage kommenden Wörter sind dort zu finden in der Form λαός
= populus (8 5 8 , 43) und νίκη = victoria (376, 34).
101 Vorläufiges über seine hebräischen Kenntnisse bei Honecker 51,
Anm. 146. — Eine Hs. des Hieronymus-Onomastikons scheint Nikolaus von
Cues nicht besessen zu haben.
102 Unterlagen für eine sprachlich richtige Ableitung hätten, soweit zu-
gänglich, etwa liefern können:
1. das Etymologikon mega (Etymologicum magnum) aus dem Anfang des
XII. Jhd.s (Ausgabe Fr. Sylburg, 2. Aufl. Leipzig 1816, 461, 17;
Ausgabe Th. Gaisford, Oxford 1848, 461, 17);
2. das Lexicon des Pseudo-Zonaras (Antonius Monachus?), wohl noch
aus dem gleichen Jahrhundert stammend (Ausgabe J. A. H. Titt-
mann, Leipzig 1808, II 1402);
3. die Summa grammaticalis . . ., quae Catholicon nominatur, die Gio-
vanni Balbi aus Genua (Johannes Baibus de Janua; f um 1298)
zum Verfasser hat (Stichwort Nicolaus).
Zu dieser Literaturgattung vgl. R. Reitzenstein, Artikel Etymologica
bei Paul y-Wissowa, Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft,
Neubearbeitung Bd. VI, 1. Halbband (1907), 807—817, bes. 816f.