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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 1. Abhandlung): Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris: XI,13 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42020#0010
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Otto Weinreich:

Der einwandfrei überlieferte Text lautet (XI 13):

Quisquis Flaminiam teris, viator,
noli nobile praeterire marmor.
Urbis deliciae salesque Nili,
ars et gratia, lusus et voluptas,
5 Romani decus et dolor theatri
atque omnes Veneres Cupidinesque
hoc sunt condita, quo Paris, sepulcro.

Der du ziehst die Flamin’sche Straße, Wandrer,
Geh nicht achtlos vorbei am edlen Grabmal.
Roms Vergnügen, der Witz und Geist Ägyptens,
Kunst und Anmut, Getändel, Spiel und Wonne,
Alle Geister der Venus und Cupidos
Sind, wie Paris, in dieser Gruft bestattet1 * * * * * * *.

1 Zum Übersetzungsproblem: Außer der Prosaübersetzung von Fried-
länder-Wissowa, Sittengesch.9 2, 142 habe ich die metrischen von K. W.
Ramler (Teil 4 S. 74, 1790), A. Berg (1855) und H. Sternbach (1922) ver-
glichen; Rüdigers Tusculum-Martial hat dies Epigramm nicht. Ramler und
Berg behalten den Elfsilbler bei, Sternbach macht drei Reimpaare. Ich
finde in jeder Übersetzung Schwächen, selbst beim feinen Ramler; er opfert
z. B. lusus et voluptas ganz, weil er für Vers 1 und 2 zweieinhalb Verse braucht.
Namentlich die Stellung betonter Begriffe im Vers, die für uns doch verbind-
lich sein sollte, ist bei allen mehrfach vernachlässigt. Ich halte es z. B. für
unumgänglich Urbis und Nili in irgendeiner Übersetzungsform an die Außen-
stellen zu bringen; da wir unter „Stadt“ nicht das verstehen können, was
urbs dem Römer war, wird man zum Eigennamen greifen, den Martial neben
v. 5 Romani . . . theatri vermeiden konnte. Da auch keine Übersetzung den
wichtigen Stabreim decus dolor nachbildet, so biete ich einen eignen Versuch
an. Übrigens getreu dem Horazischen: nunc aliquis dicat mihi 'quid, tu nul-
lane habes vitia? immo alia et fortasse —- minora. Nebenbei bemerkt: den
Gedankenstrich vor minora würde ich als Andeutung der horazischen Pause
auch im Text sat. I 3, 20 setzen. Denn der Frager, der mit Horaz ja nicht
in Versen redete, erwartete m. E. ein bescheidenes et fortasse maiora. Horaz,
geneigten Hauptes und leicht schmunzelnd, enttäuscht ihn mit dem nun auch
im Vers richtigen — minora. Zu meinen Mängeln zähle ich den gröberen
Ersatz bei noli nobile (s. u. S. 7 A. 4), während das Hendiadyoin für sales
hingehen mag, ebenso, daß der Ersatz von Urbis auch das Nili zu modifi-
zieren zwang; wer will, setze „des Nillands“ (was aber nicht klingt).
 
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