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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 1. Abhandlung): Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris: XI,13 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42020#0023
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Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris 17

atque omnes Veueres Cupidinesque
~Cat.3, 1: lugete, ο Veueres-Cupidinesque
~Cat. 13, 12: donarunt Veueres Cupidinesque.
Und zwar schwebt für Paris, der, wenn einer, zu den homines
venustiores gehörte, das Passerzitat 3, 1 vor; denn lugete sagt ja
das ganze Martialepigramm implicite zu den viatores der Via Fla-
minia. Dagegen klingt die andere Catullstelle bei Martial IX 11,9
nach, wegen des parallelen Versbeginns:
respondent Veneres Cupidinesque,
(vgl. Cat. 13, 12: donarunt Veneres Cupidinesque).
Wir haben oben S. 7 f. das Epigramm als Ringkomposition be-
zeichnet, marmor v. 2 und sepulchro v. 7 sowie die Eigennamen in
v. 1 und 7 als die äußeren Rahmenteile. Jetzt zeigt sich, daß Mar-
tial noch einen inneren Rahmen mittels der Catullanklänge gezim-
mert hat; denn v. 3 Urbis deliciae und v. 6 omnes Veneres Cupi-
dinesque ergänzen sich zum Anklang an Catull 3, 1 und 3, 4: passer,
deliciae meae puellae (= Cat. 2, 1). Wir sehen, um das nobile mar-
mor für Paris mit einem vornehmen Epitaph zu zieren, hat Martial
beste Vorbilder aufgeboten: sic scribit Catullus, sic scribit Ver-
gilius.

Reste Vorbilder Altroms hat er auch gesteigert in der Gesamt-
form des „indirekten“ Elogiums, und damit kommen wir nun
zum wesentlichsten Punkte. Martial weicht dem üblichen 'N. N.
war deliciae'' usw. aus und sagt 'deliciae usw. sind mit Paris be-
stattet’. Das hat Schmoock richtig erkannt und die Verbindungs-
linien von hier aus zu Römern wie Griechen angedeutet. Wib
müssen, um Martials einzige und besondere Gestaltung dieses
Lobestypus voll zu würdigen, uns die andern Reispiele vergegen-
wärtigen.
Das Epitaph, das nach Gellius’ Meinung (1, 24, 2) Naevius
sich selbst gedichtet hat, lautet (FPL p. 28 Morel):
Inmortales mortales si foret fas flere
flerent divae Camenae Naevium poetam.
itaque postquam est Orchi traditus thesauro,
oblitae sunt Romai1 2 loquier lingua Latina.

1 Überliefert ist obliti und Romae\ mit Gronow, Leo, Sat. Vers 57, 2
und Brachmann, Phil. Woch. 1922, 1126f. halte ich oblitae (auf Camenae
bezüglich) für unentbehrlich. Leo klammert Romae ein; Romai ist vorzu-
2 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. KL 1940/41. 1. Abh.
 
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