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Wahle, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 2. Abhandlung): Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen: Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. 1 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42021#0029
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Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen

dem Gebiet rechts des Stromes, wo die germanische Keimzelle zu
suchen ist; aber zu Caesars Zeit lag ihre Einwanderung schon weit
zurück, und Tacitus bestätigt es uns ausdrücklich, daß sie bereits
vor dem Kimbernzug stattgefunden hat. Nach der Lage ihrer
Siedelungsräume und den keltisch-germanischen Grenzverhältnis-
sen während der letzten Jahrhunderte v. Chr. Geb. kann ihr Aus-
gangsgebiet nur rechts des Niederrheines gesucht werden. Diesen
aber erreichen die Germanen nach Ausweis der Funde bereits in
der 5. Periode der Bronzezeit, also um 700 v. Chr.; in Form ein-
facher Urnengräber mit spärlichen Bronzen begegnen sie hier.
Diese linksrheinischen Germanen sind der Forschung schon seit
langer Zeit bekannt. In seiner „Geschichte der Trevirer unter der
Herrschaft der Römer“ hat sie J. Steininger schon vor hundert
Jahren1 ganz richtig den „deutschen Völkerstämmen“ zugerechnet
und ihnen in einer Übersichtskarte diejenigen Räume angewiesen,
die wir ihnen auch heute zuteilen würden. Das Gebiet der Ebu-
ronen wird durch die Lage von Aduatuca Tungrorum = Tongern
wenigstens teilweise bestimmt, denn die Tungri gehen aus den Ebu-
rones hervor. Die Erinnerung an die Paemani ist in dem Land-
schaftsnamen Famene südöstlich von Namur erhalten geblieben,
diejenige an die Condrusi in der Bezeichnung des Landstriches
Condroz, welcher die Maas von Namur bis Lüttich begleitet, end-
lich diejenige an die Caeroesi in dem karolingischen pagus Caroas-
cus der Gegend um Prüm. Alle diese Gleichsetzungen begegnen
mehr oder weniger bestimmt schon bei Steininger, der sich für
einige dieser Einzelheiten auf niemand anders denn Alexander
Miltheim, den hervorragenden Landesarchäologen des 17. Jahr-
hunderts, beruft. Handelt es sich hier somit um ein recht altes
und auch naheliegendes Wissen, so ist die besondere Geschichte
dieser linksrheinischen Germanen doch erst in der letzten Zeit zum
Gegenstand eigener Studien geworden. Nachdem R. Much auch
in diesem Bereich die Richtung gewiesen hat2, folgte S. Guten-
brunner mit einigen Arbeiten3, und es gilt nun, die von ihnen den

1 Trier 1845.
2 J. Hoops, Reallexikon der germanischen Altertumskunde 2, 183f.;
R. Much, Der Name der Germanen. Sitzungsberichte der Akademie der
Wissenschaften, Wien, Phil.-hist. Kl. 195, 1920; Ders., Die Germania des
Tacitus, 1937, 264f.
3 Die Geschichte der linksrheinischen Germanen bis auf Caesar. Volk
und Rasse 7, 1932, 150—162; Die Stammesgliederung der rheinischen Ger-
 
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