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Wahle, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 2. Abhandlung): Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen: Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. 1 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42021#0043
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Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen

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Auf breiterer Basis ist das Problem der gesamten linksrheini-
schen Germanen •— also nicht nur der germanischen Komponente
an der unteren Mosel — auch von Nordwestdeutschland her auf-
gerollt worden. Im Anschluß an die Erreichung des Niederrheines
durch die Germanen der späten Bronzezeit, veranlaßt auch durch
die Hinweise der Schriftquellen, hat man die Fortsetzung dieser
Bewegung links des Stromes gesucht. Während die ältere For-
schung mit linksrheinischen Germanen erst ab etwa 300 v. Chr.
rechnet1, beansprucht R. Stampfuss seit 1925 die Mehrener für die
germanische Welt, und verlegt den Übertritt über den Niederrhein
überhaupt in die ältere Eisenzeit2. Im Rahmen einer Darstellung
bin ich ihm darin gefolgt3, und in einigen Untersuchungen ist auch
H. Amberger bestrebt, den moselländischen Stoff in formenkund-
licher Hinsicht als germanisch durchsetzt zu erweisen4.
Berühren diese Arbeiten die in Rede stehende, von der Sauer
zur Saale verlaufende Zone nur in ihrem westlichsten Teil, so
bereiten sie doch denjenigen Wandel in den methodischen Grund-
sätzen vor, der heute auch auf dem östlichen Flügel begegnet.
Denn weder Stampfuss noch Amberger vermögen den Mehrener
Typenkreis so von den germanischen Brandgräbern rechts des
Niederrheins abzuleiten, wie man etwa in Ost- oder Norddeutsch-
land die Periode 5 der Bronzezeit aus der vorangegangenen und
diese wiederum aus der dritten entwickelt5. Immer wieder wird
von denjenigen, welche die Kontinuität der Keramik von der
1 Kataloge west- und süddeutscher Altertumssammlungen 3, Birkenfeld,
1914, 58f., 122f. (H. Baldes u. G. Behrens).
2 Mannusl7, 1925, 287—308; Mannus 5.Erg.-Bd. 1927, 88ff.; R. Stamp-
fuss, Das germanische Hügelgräberfeld Diersfordt (Führer zur Urgeschichte 2),
1928.
3 Deutsche Vorzeit, 1932, 122f. u. 294 (Karte 5).
4 Mannus 24, 1932, 420—445; Saarpfälzische Abhandlungen 2, 1938,
417—431. An der erstgenannten Stelle prägt Amberger den Begriff des Lau-
felder Typus.
5 Wenn ich in meinem Buche a.a.O. Stampfuss folgte, so nicht des-
halb, weil mich seine formenkundliche Beweisführung überzeugt hätte. So
wenig wie bei diesem halte ich die typologischen Gesichtspunkte bei Am-
berger für zwingend. Aber da ich von der heute üblichen Deutung der archäo-
logischen Typenreihen keine Klärung des Problems erwartete, so versuchte
ich vermittels der Kombination weiterzukommen.
Anders als in dem Buch, in dem ich die Brücke zu den thüringischen
Körpergräbern noch nicht schlage (s. bes. Karte 5), habe ich in den Vorlesun-
gen der letzten Jahre eine Auffassung vorgetragen, welche derjenigen von
Schulz im wesentlichen entspricht.
 
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