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Wahle, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 2. Abhandlung): Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen: Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. 1 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42021#0076
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76

E. Wahle:

denn auch jedesmal vor eine persönliche Entscheidung gestellt.
Demgemäß ist jedem derartigen Führer eine ganz eigene Wirksam-
keit beschieden, und sie alle erfüllen damit, mögen sie nun bei den
Skythen oder Iberern, im frühen Griechenland oder in Germanien
begegnen, diejenigen Ansprüche, welche die Nachfahren an eine
große geschichtliche Persönlichkeit stellen.
So erinnert das Denkmal im Teutoburger Walde an Arminius,
und in Frankreich wird man in gleicher Form an Vercingetorix ge-
mahnt; Belgien hat dem Nervierfürsten Boduognatus ein Stand-
bild errichtet, und Norwegen gedenkt Olafs des Heiligen in ähn-
licher Form dort, wo er im Kampfe fiel. - In der Regensburger Wal-
halla beginnt die Reihe der großen Deutschen mit Arminius und
Marbod, der Seherin Veleda und dem Claudius Civilis. Zusammen
mit weiteren Namen begegnen diese alle auch in der Allgemeinen
deutschen Biographie, die „mit den ältesten Zeiten beginnen“ will1;
vor Arminius steht hier noch Ariovist, und wenn auch über den
Teutonenkönig Teutobod nur sehr wenig zu berichten ist, so wird
er doch im Umfang einer halben Seite von F. Dahn gewürdigt.
Natürlich vergrößert sich der Kreis dieser frühgeschichtlichen
Gestalten mit Zunahme der geschichtlichen Erkenntnis; mancher
altbekannte Name, an den sich wegen der Kürze seiner Nennung
zunächst noch keine bestimmte Vorstellung anschließen konnte,
gewinnt infolge des Auftauchens neuer Quellen an Leben, und
gelegentlich wird ein an sich klarliegender geschichtlicher Vorgang
durch das plötzliche Erscheinen einer bis dahin unbekannt geblie-
benen Führergestalt erläutert. So hat eine neue Nationalbiographie
wohl auch die Namen Harigast und Arda zu berücksichtigen, die
dem letzten, bzw. vorletzten Jahrhundert v. Chr. angehören. Der
erstere begegnet inmitten der Inschriften, welche zwei von den in
Negau (Steiermark) gefundenen Helmen tragen. Sind diese auch
in einem nordetruskischen Alphabet geschrieben und in einer noch
nicht übersetzbaren Sprache abgefaßt, so lassen sie doch deutlich
den Eigennamen erkennen, der seiner Form nach germanisch ist
und den Umständen entsprechend mit dem Kimbern- und Teu-
tonenzug in Zusammenhang gebracht werden darf2. Und was die
Gestalt des Arda betrifft, so hat sie sowohl durch Münzen wie
1 Vorrede, VI.
2 Der Helm mit dem Namen des Harigast ist in den letzten Jahren
wiederholt besprochen worden; vgl. z.B. H. Arxtz, Handbuch der Runenkunde,
1935, 51 f., 62 u. 78—80.
 
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