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E. Wahle:
nur einen Menschentypus, von dessen ehemaligem Vorhandensein
wir ohnehin wissen und den wir auch dort annehmen dürfen, wo
die archäologische Erscheinung der Fürstenbestattung selbst fehlt.
Bleibt demnach diese Fundgruppe für das vorliegende Pro-
blem ohne Interesse, so gilt es nun nach einem Wege zu suchen,
welcher die Erreichung des oben bezeichneten Zieles verspricht.
Ein solcher bietet sich in der Tat in dem typologischen Vergleich,
d. h. in derjenigen Betrachtungsweise, mit welcher die kritische
Auswertung des Fundstoffes einst begann und die stets die erste
Grundlage aller Frühgeschichtsforschung geblieben ist. Es bedeutet
nichts, wenn auch dieser Weg natürlich nicht zu dem persönlichen
Schicksal der hervorragenden Gestalten vordringt; aber ungleich
wichtiger ist die persönliche Leistung, die sich in einem archäolo-
gischen Denkmal oder in einer Einflußnahme auf den Gang der
Entwicklung offenbart. Handelt es sich hierbei, wie zu zeigen sein
wird, um Errungenschaften auf den Gebieten des geistigen, künst-
lerischen und gewerblichen Lebens, so wird damit dasjenige Bild
der frühgeschichtlichen Zeit vorteilhaft erweitert, für welches sich
die Vorstellung des autoritären Individuums nur zu leicht mit der
Gestalt des „Häuptlings“ erschöpft.
Die Methode gleicht hier zunächst einfach derjenigen der
Kunstwissenschaft, welche ja mitunter ebenfalls nicht in der Lage
ist, einen Künstler mit seinem Namen zu nennen, und sich da-
mit begnügen muß, ihn selbst oder gar nur seine Werkstatt nach
einer bestimmten Leistung zu umschreiben. Aber sie kann natür-
lich nur dort angewandt werden, wo sich die handwerkliche Arbeit
wirklich zum Kunstwerk steigert; denn nur dieses letztere und
nicht die Durchschnittsware des täglichen Gebrauches hat eine
persönliche Note. Mag es da und dort schon heute möglich sein,
neolithische Keramik oder bronzezeitliche Waffen aus einer grö-
ßeren Fundprovinz nach bestimmten Eigentümlichkeiten auf eine
kleinere Anzahl von Werkstätten zu verteilen, so ist das doch nur
ein vorbereitender Schritt, insofern die eigentliche Aufgabe darin
besteht, nun die Seele der Werkstatt zu ermitteln. Sie wird in
denjenigen Leistungen zu finden sein, welche in mehr oder weniger
großem Umfang Schule machen, und die selbst nach der Origi-
nalität ihres Entwurfes bewertet werden müssen. Die hervor-
ragenden, vielfach in Gold gefertigten Schmucksachen des frühen
La-Tene-Stiles sind tonangebend für das keltische Kunstgewerbe
der Folgezeit, das auf lange hinaus von diesen Anregungen zehrt.
E. Wahle:
nur einen Menschentypus, von dessen ehemaligem Vorhandensein
wir ohnehin wissen und den wir auch dort annehmen dürfen, wo
die archäologische Erscheinung der Fürstenbestattung selbst fehlt.
Bleibt demnach diese Fundgruppe für das vorliegende Pro-
blem ohne Interesse, so gilt es nun nach einem Wege zu suchen,
welcher die Erreichung des oben bezeichneten Zieles verspricht.
Ein solcher bietet sich in der Tat in dem typologischen Vergleich,
d. h. in derjenigen Betrachtungsweise, mit welcher die kritische
Auswertung des Fundstoffes einst begann und die stets die erste
Grundlage aller Frühgeschichtsforschung geblieben ist. Es bedeutet
nichts, wenn auch dieser Weg natürlich nicht zu dem persönlichen
Schicksal der hervorragenden Gestalten vordringt; aber ungleich
wichtiger ist die persönliche Leistung, die sich in einem archäolo-
gischen Denkmal oder in einer Einflußnahme auf den Gang der
Entwicklung offenbart. Handelt es sich hierbei, wie zu zeigen sein
wird, um Errungenschaften auf den Gebieten des geistigen, künst-
lerischen und gewerblichen Lebens, so wird damit dasjenige Bild
der frühgeschichtlichen Zeit vorteilhaft erweitert, für welches sich
die Vorstellung des autoritären Individuums nur zu leicht mit der
Gestalt des „Häuptlings“ erschöpft.
Die Methode gleicht hier zunächst einfach derjenigen der
Kunstwissenschaft, welche ja mitunter ebenfalls nicht in der Lage
ist, einen Künstler mit seinem Namen zu nennen, und sich da-
mit begnügen muß, ihn selbst oder gar nur seine Werkstatt nach
einer bestimmten Leistung zu umschreiben. Aber sie kann natür-
lich nur dort angewandt werden, wo sich die handwerkliche Arbeit
wirklich zum Kunstwerk steigert; denn nur dieses letztere und
nicht die Durchschnittsware des täglichen Gebrauches hat eine
persönliche Note. Mag es da und dort schon heute möglich sein,
neolithische Keramik oder bronzezeitliche Waffen aus einer grö-
ßeren Fundprovinz nach bestimmten Eigentümlichkeiten auf eine
kleinere Anzahl von Werkstätten zu verteilen, so ist das doch nur
ein vorbereitender Schritt, insofern die eigentliche Aufgabe darin
besteht, nun die Seele der Werkstatt zu ermitteln. Sie wird in
denjenigen Leistungen zu finden sein, welche in mehr oder weniger
großem Umfang Schule machen, und die selbst nach der Origi-
nalität ihres Entwurfes bewertet werden müssen. Die hervor-
ragenden, vielfach in Gold gefertigten Schmucksachen des frühen
La-Tene-Stiles sind tonangebend für das keltische Kunstgewerbe
der Folgezeit, das auf lange hinaus von diesen Anregungen zehrt.