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Wahle, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 2. Abhandlung): Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen: Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. 1 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42021#0128
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128

E. Wahle :

ning, ob im Elsaß und überhaupt in Süddeutschland das mittlere
und späte La-Tene ,,nicht zur rechten Entfaltung gekommen sind“,
und es deshalb geraten scheine, ,,die Früh-La-Tene-Zeit etwas in
der Zeit herabzurücken“1. Es verdient Beachtung, daß sich hier
zu S. Müller, der seine Überlegungen auf den reichen Stoff eines
gut durchgearbeiteten Gebietes gründet, der interessierte Ger-
manist gesellt, welcher weniger nach den Typenreihen fragt als wie
nach dem geschichtlichen Bilde. Wohl nennt Henning die betref-
fende Arbeit im Untertitel „eine archäologische Betrachtung“,
doch sie zwingt die Funde in den Dienst einer „den Anfängen
Straßburgs“ gewidmeten Untersuchung. Und so unternimmt er
es denn auch, eine in Straßburg gefundene Fibel vom mittleren
La-Tene-Schema in die frührömische Zeit zu setzen. Damit aber
ist er den Typologen seiner Zeit weit voraus; hat es doch noch
einiger Jahre bedurft, bis sich bei diesen die Erkenntnis durch-
setzte, daß die TiscHLERSchen Schemata der Fibeltypologie in
ihrem Vorkommen auf jeweils nur eine der drei Zeitstufen keines-
wegs beschränkt seien. Wie also innerhalb des Gebietes der La-
Tene-Kultur die einzelnen Stufen der Entwicklung nicht überall
gleichmäßig vertreten sind, so fehlt Reineckes Gündlinger Hori-
zont in den meisten Teilgebieten des Hallstattkreises. Zwar sieht
das Problem Hallstatt B heute schon wieder etwas anders aus als
wie vor einigen Jahren, aber es bleibt doch die Kritik an dem übli-
chen Schema des Ablaufes dieser archäologischen Provinz bestehen,,
die R. Stampflss übte, wie er den Gündlinger Stoff im Sinne einer
zwar entwicklungsgeschichtlich notwendigen, doch nur kurzen und
wenig Raum beanspruchenden Durchgangsstufe deutete. „Die all-
zu große Erstarrung dieses Systems hat eine gewisse Schemati-
sierung mit sich gebracht, von der wir uns auch heute noch nur
schwer lösen können“2. Als KoSsinna die norddeutschen Funde
aus der ersten Periode der Bronzezeit auf drei Unterabschnitte ver-
teilt hatte, da kam er3 zu dem Bilde eines sehr starken Wechsels
der Besiedelungsverhältnisse innerhalb sehr kurzer Zeit, welches
dadurch noch unwahrscheinlicher wurde, daß die Entwicklung öst-
lich und westlich der Elbe sehr verschieden verlaufen sein sollte.
Auch hier wurde eben den typologischen Stufen ein Zeitwert mit-
1 Straßburger Festschrift zur 46. Versammlung Deutscher Philologen
und Schulmänner, 1901, 88 f.
2 Mannus 5. Erg.-Bd. 1926 (1927), 65f.
3 Die Herkunft der Germanen, 1911, 23 f.
 
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