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Eberhard Freiherr von Künssberg:
slaar man annen pusth eller kisepshugh so ath ey komma bloth-
withse innen, tha stinges hau gönnen hand om han worther greben
wit ferske gerning. (Eine Lesart ergänzt: oc rystes swo fram til
fyngeren.)
Das Hofrecht Fredrick II., von 1562, wiederholt die Bestim-
mung von der Ohrfeige, stellt aber anderseits die Verbindung zu
den andern Quellen her, in dem auch für das Messerziehen die Hand
durchstochen wird. Dazu kommt die zeitgemäße Analogie: es wird
auch das Spannen der Armbrust und das Anlegen mit einem Feuer-
gewehr miteinbezogen1.
Slaar mand anden pust, kiepshug eller anderledis, saa at ei
kommer blöd ud, da skal han stinges egennom sin hand oc ristiz
ud emellom fingerne, uden det sker af nodoerge eller oaade . . .
Hvo som drager soerd eller knif eller Spender sin armborst eller
legger hanen paa sin bosse eniod anden met vred huf, han skal
stinges egienom sin hand blifoer greben met ferske gerninger,
endog at hand ingen skade gierde der met.
Der Dänische Artikelbrief für die Miliz zu Lande von 1683 setzt
diese Entwicklungslinie nicht fort, sondern ist den Seekriegsartikeln
verwandt2:
Wer mit einem Messer, als einem diebischen und mörderlichen
Gewehr, nach jemanden hauet oder stoßet, demjenigen soll das
Messer durch die Hand geschlagen und zwischen den Fingern
wieder herausgerissen werden.
Es fällt auf, daß im Gegensatz zu dem Seemannsrecht die Hand
nicht vom Bestraften selbst losgerissen wird, sondern daß das
Durchreißen noch zur Exekution gehört. Das Messer gilt als un-
ehrliche Waffe; vgl. die Stelle aus den Extravaganten des Sachsen-
spiegels3:
körnen czwene uff eynen wege czu samene, so daz eyner den
anderen wunt, eyner met ey me s werte, der andere met eyme messer,
der das messer hat, der scd ieme bessern der daz swert hat, wen
daz messer ez duplich were.
1 Corpus Constitutionum Daniae I, 187.
2 Lükig, Corpus juris militaris, 1723, S. 1299; vgl. unten § 10.
3 1390 Extravaganten des Sachsenspiegels S. 244. Rechtswörterbuch II
823. Ein Dresdner Schöffenspruch (in: Wasserschleben, Sammlung deut-
scher Rechtsquellen I, 1860, S. 233) belehrt uns, daß jemand, der sein Messer
zückte und eine Frau schlug, dann noch glaubte, das Messer als „eine unschul-
dige gewere“ hinstellen zu können.
Eberhard Freiherr von Künssberg:
slaar man annen pusth eller kisepshugh so ath ey komma bloth-
withse innen, tha stinges hau gönnen hand om han worther greben
wit ferske gerning. (Eine Lesart ergänzt: oc rystes swo fram til
fyngeren.)
Das Hofrecht Fredrick II., von 1562, wiederholt die Bestim-
mung von der Ohrfeige, stellt aber anderseits die Verbindung zu
den andern Quellen her, in dem auch für das Messerziehen die Hand
durchstochen wird. Dazu kommt die zeitgemäße Analogie: es wird
auch das Spannen der Armbrust und das Anlegen mit einem Feuer-
gewehr miteinbezogen1.
Slaar mand anden pust, kiepshug eller anderledis, saa at ei
kommer blöd ud, da skal han stinges egennom sin hand oc ristiz
ud emellom fingerne, uden det sker af nodoerge eller oaade . . .
Hvo som drager soerd eller knif eller Spender sin armborst eller
legger hanen paa sin bosse eniod anden met vred huf, han skal
stinges egienom sin hand blifoer greben met ferske gerninger,
endog at hand ingen skade gierde der met.
Der Dänische Artikelbrief für die Miliz zu Lande von 1683 setzt
diese Entwicklungslinie nicht fort, sondern ist den Seekriegsartikeln
verwandt2:
Wer mit einem Messer, als einem diebischen und mörderlichen
Gewehr, nach jemanden hauet oder stoßet, demjenigen soll das
Messer durch die Hand geschlagen und zwischen den Fingern
wieder herausgerissen werden.
Es fällt auf, daß im Gegensatz zu dem Seemannsrecht die Hand
nicht vom Bestraften selbst losgerissen wird, sondern daß das
Durchreißen noch zur Exekution gehört. Das Messer gilt als un-
ehrliche Waffe; vgl. die Stelle aus den Extravaganten des Sachsen-
spiegels3:
körnen czwene uff eynen wege czu samene, so daz eyner den
anderen wunt, eyner met ey me s werte, der andere met eyme messer,
der das messer hat, der scd ieme bessern der daz swert hat, wen
daz messer ez duplich were.
1 Corpus Constitutionum Daniae I, 187.
2 Lükig, Corpus juris militaris, 1723, S. 1299; vgl. unten § 10.
3 1390 Extravaganten des Sachsenspiegels S. 244. Rechtswörterbuch II
823. Ein Dresdner Schöffenspruch (in: Wasserschleben, Sammlung deut-
scher Rechtsquellen I, 1860, S. 233) belehrt uns, daß jemand, der sein Messer
zückte und eine Frau schlug, dann noch glaubte, das Messer als „eine unschul-
dige gewere“ hinstellen zu können.