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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0048
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Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde 45

S. 296 angeführten Kriegsartikeln soll diese Strafe auch bei dem
Militär zu Lande statthaben. Ich zweifle billig, ob jetzt ein Kriegs-
gericht darauf zu Werke gehen wird.“ Dem ist entgegenzuhalten,
daß in Hof-1, Stadt- und Landrechten2 usw. das Handdurch-
schlagen mit oder ohne Durchreißen angedroht wurde und auch
wirklich in Übung war3. J. G. F. Koch, Allgemeines europäisches
Land- und Seekriegsrecht 17784 berichtet von einem russischen
Kriegsreglement, nach dem in der russischen Miliz demjenigen die
Hand für eine bestimmte Zeit an den Galgen geheftet wurde, der
einen andern verwundete.
Auf englischem Boden begegnen wir der Strafe des Hand-
durchschlagens im Bergrecht. Die gereimte Darstellung der Berg-
werksgebräuche5 6 in der Bleigrube von Wirksworth (von 1653) sagt,
daß der rückfällige Erzdieb mit der Hand an den Haspel genagelt
wird. Dort kann er bis zum Tode stehen bleiben, außer wenn er
sich selbst die Hand losschneidet. Überdies verliert er die Frei-
heitsrechte eines Bergmannes und muß das Grubengebiet räumen:
For stealing oary5 twice from the minery
The thiej thatfs taken jined twice shall be,
But the third time, that he commits such the ft,
Shall have a knife stuck through his hand to th'haft
Into the stow7, and there tili death shall stand,
Or loose himself by cutting loose his hand.
And shall forswear the franchise of the mine
And always lose his freedom from that time.
Verletzung des Bergfriedens durch Diebstahl vom Ertrag der ge-
meinsamen Arbeit wird bestraft mit Ausschluß aus der Arbeits-
gemeinschaft und mit einer empfindlichen Leibesstrafe, die zu-
gleich arbeitsunfähig macht. Die Strafe wird am Förderhaspel8
1 Siehe S. 41. 2 Siehe S. 38. 3 Siehe S. 49. 4 S. 342.
0 The Rhymed Chronicle of Edward Manlove, concerning the liber-
ties and customs of the lead mines within the wapentake of Wirksworth,
Derbvshire. Second edition, reprinted from the text of the original edition of
1653, and collated with the several manuscripts preserved among the addi-
tional Mss. 1732—1835 Brit. Mus., London 1851. Vers 217 ff.
6 oar = or Erz. Murray, Dictionary VII 1, 191.
7 stow = stowce Haspel. Murray, Dictionary IX 1, 1052.
8 Nach deutschen Bergrechtsquellen wurden auf den Rundbaum auch
Eide geschworen. W. Klein, Volkskundliches im alten deutschen Bergrecht,
1939, S. 34ff.; v. Künssberg, Schwurgebärde und Schwurfingerdeutung,
1941, S. 23, Anm. 21.
 
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