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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0051
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Eberhard Freiherr von Künssberg:

Eine Brabanter Keure aus dem Jahre 1292, die in flämischer
Sprache (für Antwerpen und Brüssel) und auf Französisch (für
Nivelles) erhalten ist, läßt beim Messerzücken als subsidiäre Strafe
das Handdurchstechen eintreten1:
die een kniif trocke, ogte een stekesuert, andren met te evelne,
sonder daet, hi waers om XI sc. jeghen den here; ende en hadde
hi oec des ghelts niet, men soude heme tkniif ogte stekesuert dor
die palme steken.
(Französisch: on li fera le coutiaul-ä-pointe u d'espee de stoch
parmy le pame.)
In der ältesten Dordrechter Keure2 sind (verbotene) Waffen über-
haupt und der Pfriem besonders genannt:
sal die boeten altehant betalen, of men sal hem die wapen door
die hant steken.
wie mit eenen pryem worde begrepen ende zijn boeten niet ghelden
en mocht, dien sahnen den priem doer zijn hant steken.
Ganz allgemein ist schließlich in Amersfoort3 für jede nichteinbring-
liche Geldbuße möglich, dafür die Hand mit einem Messer zu
durchschlagen:
yemant, de bruecte by dagen offte by nachte tegen onser stad,
dair hy kuer aen verbuerde, ende soe selich van goede nyet en
wair die kuer te betalen, soe soude men diegene, de die kuer ver-
buyrt hadde, een messe doir sijn palm van der hant slaen.
Eine zweite4 Stelle aus Amersfoort handelt vom Festfrieden:
yemant, die dat geleyde verbraeck ende . . den andern anxte mit
vercoirde wapen ofte sloege off styete mitter vuyst, die verbuerde
25.000 steens off een mess te slaen door die hant dairvoir.
Diesen niederländischen Quellen tritt das Stadtrecht von Wisby
(aus dem 14. Jahrhundert) an die Seite, in dem bei Verwundungen
und deren Bußen es mehrmals heißt5:
1 v. Coetsem, Du droit penal au XIIIe siede dans Fanden duche du
Brabant, 1857, S. 203; französisch S. 212.
2 De oudste rechten der stad Dordrecht uitg. door J. A. Fruin 1882,
I 12 f.
3 1439 Amersfoort / Fruin, De middeleeuwsche rechtsbronnen der kleine
steden van het Nedersticht van Fitrecht 1892, I 49.
4 1464 ebenda 53.
5 Wisby Stadtrecht (Corpus Juris Sueo-Gotorum VIII) I 13. 23. 26. 27.
Diese Stellen sind vermutlich gemeint, wenn Olaus Magnus und das Seerecht
Johanns III. von Schweden sich auf die Satzungen der Stadt Wisby beziehen,
„die weit und breit gehalten werden von Ilispanien bis auf das äußerste Scy-
tisch Meer“ (Olaus Magnus, s. unten S. 51, Anm. 3).
 
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