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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0086
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Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde 8:?
Nimmt man keine Messer, sondern zugespitzte Stäbe zu einem ganz
ähnlichen Spiel, so spricht man von Pickpahl1, Bickpahl2 oder
Ficker3. In Solothurn4 spielen die Hüterbuben Mummelisurren
folgendermaßen:
Jedem Teilnehmer wird ein gleiches Stück Land zugewiesen.
Nun schleudert der erste einen zugespitzten Stab in den Boden,
Die andern tun dasselbe und suchen dabei den ersten Stab
aus dem Boden herauszutreiben. Derjenige, dem das gelingt,
darf solange bis er frisch Atem holen muß, vom Land des
Betroffenen Basen herausschneiden und dem eigenen Land zu-
tragen. Um den andern die Kontrolle zu ermöglichen, muß er
während der Arbeit summen wie eine Hummel. Wird Schluß
des Spieles beschlossen, so muß derjenige, der dann der Be-
troffene ist, die herausgeschnittenen Rasenstücke auf seinem
Rücken und auf allen Vieren an ihren Ort zurücktragen.
Das gleiche Spiel heißt im Schwarzwald Messerlesurren5. Eine
Abart dieses Spieles war im Werdenbergischen (Kanton St. Gallen)
üblich unter dem Namen Salötla6. Dabei warf man nicht mit
Messern, sondern mit Haken nach einem Erlenstab, der kurz zu-
gestutzte Äste hat. Die Haken sollen an den Astwinkeln hängen
bleiben, nacheinander aufsteigend vom untersten Ast an. Wer mit
seinem Haken zuerst oben ist, darf sich aus dem Gebiet des Geg-
ners Rasen ausstechen. Wer zuletzt am meisten Rasen hat, hat
gewonnen.
2. Die steirische7 Form des Messerspieles heißt Landpecken:

1 Ebenda III 1007; Schumann, Lübecker Spiel- und Rätselbuch S. 91,
Nr. 187. 2 Ebenda I 340.
3 Ebenda II 73; niederländisch fijcken: Drost, Nederlandsch Kinder-
spel 57 f. 4 Schweizerisches Idiotikon VII 1291.
5 E. H. Meyer, Badisches Volksleben, 1900, S. 60.
6 Mitteilung des Schriftleiters Steinmann im St. Galler Tagblatt, April
1923.
7 Ich habe als Grazer Schulkind vor 50 Jahren diese Messerspiele kennen-
gelernt und viel geübt. Um die Erinnerung zu prüfen und zu ergänzen habe
ich mich an den für steirische Volkskunde Berufensten, Prof. Dr. Viktor
Ritter v. Geramb in Graz, gewendet. Seinen Bemühungen und den Aus-
künften der Herren Prof. Dr. F. Weinhardt, Assistent F. Taucher und
Amtswart A. Ainhirn, sowie der Frau Gabriele Michelitsch verdanke ich
die obigen Angaben. — In Unger-Khull, Steirischer Wortschatz, 1903,
S. 460 wird das Spiel auch Messerhackeln genannt. Herr Prof. Weinhardt
hatte überdies die Freundlichkeit, die Ainhirn-Söhne beim Messerpecken für
mich im Bilde festzuhalten (Abb. 4 u. 5).

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