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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0088
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Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde 85

b) das ganz geöffnete Messer wird vom Handteller aus ge-
worfen, wobei einmal die Spitze zum Handgelenk liegt, ein-
mal das Griffende,
c) das Messer liegt auf dem Handrücken; auch wieder einmal
die Spitze vorne, einmal hinten,
d) die Würfe können einfach geschehen oder mit Schwung.
Die gebräuchlichsten Gebote sind: daß das Messer von der Spitze
des rechten Zeigefingers aus fallen gelassen wird (Abb. 10) oder daß
der Spieler das Messer mit der linken Hand vom Kopfe fallen läßt
(Abb. 11). Als schwerster Wurf gilt: die Spitze mit Daumen und
Zeigefinger auf dem Kopfe halten und bei gleichbleibender Arm-
lage durch rasche Drehung des Handgelenkes herabzuschleudern.
Während das Werfen des nur halb geöffneten Messers eine
steirische Besonderheit zu sein scheint, sind die Messerwurfspiele
mit Erschwerungen auch anderwärts üblich, durchaus entsprechend
den Ballspielen mit schwierigen Aufgaben. Eine bunte Reihe von
Wurfbedingungen bieten die niederdeutschen Formen des Messer-
steckens1, metzke steke, Messerstich. Bei dieser Art wird das Messer
nicht auf eine Holzunterlage, sondern auf einen Sandhaufen oder
auf den Erdboden geworfen. Dabei muß das Messer nacheinander
nicht nur von der inneren Handfläche und dem Handrücken aus
geworfen werden, sondern auch von der Pulsader, von der rechten
oder linken Faust aus; weiterhin wird das Messer vom Ellbogen,
vom Scheitel, vom Kinn, von der Brust, vom Knie, von der Fuß-
spitze und von der Ferse aus geschleudert oder bloß fallen gelassen.
Schließlich finden sich auch recht gezwungene Haltungen, z. B. den
rechten Arm um den Nacken und dann das Messer aus der rechten
Hand am linken Ohr vorbei werfen. Auch dieses Motiv finden wir
in den Rechtsquellen wieder; dafür mag die Bestimmung aus der
Freivogtei Oberuzwil angeführt sein2:
der müller ze Utzwil sol uf den first uff der müli stan und ain
or in sin hand nemen und den andren arm zwischent dem hopt
und dem arm durchin stossen und ain sichlen in die seihen hand
nemen, und wie ver er die sichlen wirft, also ver sond sine hüner
gan und nit fürbas.
1 Schumann, Lübecker Spiel- und Rätselbuch, S. 86, Nr. 171a. Caro /
Jahrbuch für niederdeutsche Sprachforschung 32 (1906) 71.
2 Rechtsquellen des Kantons St. Gallen I 2, S. 152. v. Ivünssberg,
Hühnerrecht und Hühnerfreiheit / Jahrbuch für hist. Volkskunde 1 (1925)
126 ff. v. Künssberg, Rechtliche Volkskunde 1936, 129 f.
 
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