86
Eberhard Freiherr von Künssberg:
Beim Messerpecken ist es Zweck des Spieles, daß das Messer
im Boden stecken bleibt; noch allgemeiner jedoch ist der Aber-
glaube, der sich daran knüpft, wenn ein Messer zufällig zu Boden
fällt1 und mit der Spitze stecken bleibt. Zum Beispiel wird an-
genommen, daß es dann Verdruß gibt2, oder daß Besuch kommt3.
Wenn ein herabgefallenes Messer zufällig im Boden stecken bleibt,
soll man sich schnell etwas wünschen; das geht dann in Erfüllung4.
3. Das Glossar von Brinckmeier5 berichtet, daß im Hildes-
heimischen gewisse Wiesenabteilungen auf eine eigentümliche Art
mit Messern verlost wurden. Leider bringt er keine nähere Be-
schreibung. Man möchte vermuten, daß es in der Form des Messer-
spieles,,Mal und Unmal“ geschah, das schon von Luther6 erwähnt
wird („nach dem das Messermal oder Umbmal tregt“). Es bestand
darin, daß ein Messer in die Luft geworfen wurde und je nachdem,
ob die Marke des Messerschmieds auf der Klinge nach oben zu
liegen kam oder die ungezeichnüte Klingenseite, fiel die Entschei-
dung.
Auch Fi schart kannte das Spiel und zwar unter dem Namen
„Ruck oder Schnitt“. In seiner Satyre „Das Jesuiterhütlein“7
spielen die Teufel mit einem Jesuitenhut in gleicher Weise wie beim
Messerwurf:
Sie zogen Fäden durch die Mitt
Und trähtens dran herum all Ritt
Sie wurffens auch bei guter Rhu
Einander für Wurfpeihel zu
Und spielten als mit Würffeln mit
Tief oder Blatt, Ruck oder Schnitt.
In Oldenburg gibt es8 folgende Art des Lösens: Will man
wissen, ob etwas gut oder schlecht ausgehen wird, so nimmt man
ein Messer bei der Spitze und wirft es nach dem Leib herum auf
die Erde; liegt die Seite mit der Fabrikmarke oben, so bedeutet
das Glück.
1 Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VI, 206.
2 Rheinisches Wörterbuch V, 1105.
3 Wuttke, Deutscher Volksaberglaube3, § 293. Folklore 28 (1917), 452.
4 F. W. Waugh, Canadian Folklore from Ontario / Journal of American
Folklore 31 (1918), 31.
5 Vgl. Rechtswörterbuch I 396' unter ,,3Achter“.
6 Deutsches Wörterbuch VI 2130; vgl. ebenda VI 1495.
7 Vers 802. 8 Wuttke, Deutscher Volksaberglaube3, § 344.
Eberhard Freiherr von Künssberg:
Beim Messerpecken ist es Zweck des Spieles, daß das Messer
im Boden stecken bleibt; noch allgemeiner jedoch ist der Aber-
glaube, der sich daran knüpft, wenn ein Messer zufällig zu Boden
fällt1 und mit der Spitze stecken bleibt. Zum Beispiel wird an-
genommen, daß es dann Verdruß gibt2, oder daß Besuch kommt3.
Wenn ein herabgefallenes Messer zufällig im Boden stecken bleibt,
soll man sich schnell etwas wünschen; das geht dann in Erfüllung4.
3. Das Glossar von Brinckmeier5 berichtet, daß im Hildes-
heimischen gewisse Wiesenabteilungen auf eine eigentümliche Art
mit Messern verlost wurden. Leider bringt er keine nähere Be-
schreibung. Man möchte vermuten, daß es in der Form des Messer-
spieles,,Mal und Unmal“ geschah, das schon von Luther6 erwähnt
wird („nach dem das Messermal oder Umbmal tregt“). Es bestand
darin, daß ein Messer in die Luft geworfen wurde und je nachdem,
ob die Marke des Messerschmieds auf der Klinge nach oben zu
liegen kam oder die ungezeichnüte Klingenseite, fiel die Entschei-
dung.
Auch Fi schart kannte das Spiel und zwar unter dem Namen
„Ruck oder Schnitt“. In seiner Satyre „Das Jesuiterhütlein“7
spielen die Teufel mit einem Jesuitenhut in gleicher Weise wie beim
Messerwurf:
Sie zogen Fäden durch die Mitt
Und trähtens dran herum all Ritt
Sie wurffens auch bei guter Rhu
Einander für Wurfpeihel zu
Und spielten als mit Würffeln mit
Tief oder Blatt, Ruck oder Schnitt.
In Oldenburg gibt es8 folgende Art des Lösens: Will man
wissen, ob etwas gut oder schlecht ausgehen wird, so nimmt man
ein Messer bei der Spitze und wirft es nach dem Leib herum auf
die Erde; liegt die Seite mit der Fabrikmarke oben, so bedeutet
das Glück.
1 Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VI, 206.
2 Rheinisches Wörterbuch V, 1105.
3 Wuttke, Deutscher Volksaberglaube3, § 293. Folklore 28 (1917), 452.
4 F. W. Waugh, Canadian Folklore from Ontario / Journal of American
Folklore 31 (1918), 31.
5 Vgl. Rechtswörterbuch I 396' unter ,,3Achter“.
6 Deutsches Wörterbuch VI 2130; vgl. ebenda VI 1495.
7 Vers 802. 8 Wuttke, Deutscher Volksaberglaube3, § 344.