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Nikolaus [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 1. Abhandlung): Untersuchungen über Datierung, Form, Sprache und Quellen: kritisches Verzeichnis sämtlicher Predigten — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42026#0204
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Josef Koch, Cusanus-Texte: I. Predigten, 7.

Damit gewinnt nun die von M. Honecker (a.a.O., S. 136f.)
ausgesprochene Vermutung, daß Cusanus mit 'Augusta’ nicht
A. Vindelicorum, sondern A. Treverorum gemeint hat, daß dem-
nach die beiden Predigten XVI und XVII in Trier gehalten wor-
den sind, die größte Wahrscheinlichkeit. Die Chronologie verein-
facht sich unter dieser Voraussetzung sehr: am 19. Dezember 1439
ist Nikolaus noch in Koblenz; am 25. Dezember und 1. Januar
1440 predigt er in Trier. Auf Bitten des Erzbischofs Jakob von
Sierck schreibt er dort die Vaterunser-Auslegung (Pr. XVIII).
Dann begibt er sich nach Cues und vollendet hier am 12. Februar
,,De docta ignorantia“. Die Notiz des Clm. 18 711 (T), daß er die
Vaterunser-Auslegung auf Bitten des Bischofs von Augusta ge-
schrieben habe, kann ein Versehen des Schreibers sein, der als
Süddeutscher bei 'Augusta’ naturgemäß an Augsburg dachte, das
keinen Erzbischof, sondern einen Bischof hatte.
Wer an Augsburg festhalten will, muß beide Predigten um ein
Jahr verschieben und annehmen, Cusanus sei im Dezember 1440
den beiden andern aus Italien kommenden Gesandten des Papstes
(vgl. Honecker, a.a.O., S. 135 Anm. 53) nach Augsburg entgegen-
geritten, habe dort am Weihnachts- und Neujahrstag gepredigt und
die Vaterunser-Auslegung geschrieben und sei dann mit seinen
Genossen am 5. Januar nach Nürnberg geritten, wo sie am selben
Tag ankamen. Das ist möglich. Nach meinem Dafürhalten spre-
chen aber zwei Umstände entscheidend gegen diesen Ansatz: 1. Da
beide Predigten die Jahreszahl 1440 tragen, müßte man annehmen,
daß Cusanus nach dem Annuntiationsstil datiert habe. Das tut
er sonst nirgendwo (vgl. oben S. 7f.). - Wenn er nun in seiner
Heimat den dort üblichen Stil nicht anwendet, warum sollte er in
Augsburg, wo der von ihm selbst häufig angewendete Nativitäts-
stil üblich war, nach dem Annuntiationsstil rechnen ? 2. Wie ich
schon früher (Pred. 6, S. 184) betont habe, bestehen starke inhalt-
liche und formelle Parallelen zwischen der Vaterunser-Auslegung
und dem dritten Buch von ,,De docta ignorantia“, die nur ver-
ständlich sind, wenn man beide Werke auch in einen ganz engen
zeitlichen Zusammenhang bringt.
Hoffentlich gelingt es, das Itinerar des Cusanus für 1439/40
noch weiter aufzuhellen, weil davon die endgültige Lösung der vor-
liegenden Frage abhängt.
 
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