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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0043
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an konkretem Detail. An Stelle der Einzelsagen tritt zusammen-
hängende Geschichte; die Darstellung ist ein unlösliches Ganzes,
Wurf von einer Hand1. Bestimmte Personen und Motive kehren
vom Anfang bis zum Ende immer wieder, die Söhne Serujas, Rispa,
Mikal, Achino‘am und Abigail, der ‘Ammoniterkönig Nachasch, die
Bürger von Jabesch, vor allem der Efod und die Lade. Achimelek
ist Priester des Efods unter Saul 1. Sam 14i8 22is, sein Sohn Eb-
jatar flüchtet zu David und berät diesen auf seinen Irrfahrten durch
den Efod 1. Sam 239 307 2. Sam. 2i 5i9 23. Die Lade, so wird uns
erzählt, soll nach dem Untergang Schilos und seines Priesterhauses
als Beute der Philister nach Asdod gebracht und dann freiwillig
nach Ba‘alat-Juda (= Ivirjat-Je‘arim) bei Gib‘on zurückgeliefert
worden sein; von dort holt sie David in feierlichem Zuge nach
Jerusalem und errichtet zu ihrer Unterbringung ein Zelt 2. Sam 617;
dieses finden wir nachher auf der Tenne Araunas, wo in ihm der
von David errichtete Altar steht 2. Sam 2 425 1. Reg 228.2 Später
wird, wo von Befragung Jahves die Rede ist3, der Efod nicht mehr
erwähnt; er ist aber natürlich nicht außer Gebrauch gekommen.
Die Priester der Lade sind Sadok und Ebjatar 2. Sam 1524.4
Deutlicher noch als diese Einzelheiten zeigt der Aufbau des
Ganzen die Einheitlichkeit des Wurfes. Ein echter Künstler, stellt
der Verfasser zwei große Gestalten einander gegenüber, Saul, den
1 Von den zahlreichen formellen und sachlichen Beziehungen, die die
Saul-David-Geschichte nach rückwärts und vorwärts verbinden, ist oben die
Rede gewesen. Schon Budde hat überzeugend nachgewiesen, daß es nicht
möglich ist, die Geschichte Sauls und Davids auf gesonderte „biographische“
Quellen zurückzuführen. Auch der Versuch von L. Rost (Die Überlieferung
von der Thronnachfolge Davids, BWANT XLII, 1926), die Geschichte Davids
in einzelne literarische Quellen aufzulösen, ist nicht geglückt; richtig urteilt
darüber Eissfeldt (Einleitung in das Alte Testament, 1934, S. 148), daß seine
Abgrenzung der „Quellen“ letztlich nicht nach literarischen Kriterien, son-
dern nach einem sachlichen Maßstab erfolge.
2 Auch unter David wird die Lade als Kriegsheiligtum mit ins Feld ge-
nommen 2. Sam llu, vgl. 1524.
3 Fortan heißt es bei der Befragung Jahves: „Und David suchte das An-
gesicht Jahves auf“ 2. Sam 21p, dies geschieht nach dem Altarbau 2. Sam 2425.
4 Über die Herkunft Sadoks schweigt der Text in seiner vorliegenden
Gestalt. K. Budde (ZAW LII 1934, S. 42ff. 160) und vor ihm E. Sellin
haben erkannt, daß sein Name in 2. Sam 63f. gestrichen ist; die Söhne Abina-
dabs sind ‘Uzza und sein Bruder (lies ’ählu) Sadok. Sie stammen, wie die
Lade, aus dem kanaanäischen Ba‘alat-Juda (= Kirjat-Je‘arim) bei Gib‘on,
sind also Kanaaniter. Auch die Anstellung der Gib‘oniten am Heiligtum zu
Jerusalem (Jos 923) kann damit Zusammenhängen.
 
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