Stoff und Gestaltung
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Beseitigung der Gegner Salomos nach seiner Thronbesteigung liegt
noch der ausführliche Bericht vor; erhalten ist sonst an ausge-
führten Erzählungen nur die von Salomos Urteil 1. Reg 34a 16-28,
welches als seine erste Regierungstat erscheint (328). Was sonst
aus J vorliegt, sind nur Fetzen. Wie stark abweichend von E die
Darstellung Salomos bei J war, lehrt 1. Reg 12i 3b-i4 16 18—19, wo
auf ihn als harten Despoten zurückgeblickt wird. Der Ruf, mit
dem sich Israel schon gegen den alten David empörte 2. Sam 20i,
wird von neuem laut, und mit lapidarem Satze schließt der Ver-
fasser sein Werk: ,,So fiel Israel vom Hause Davids ab bis auf
diesen Tag“ (1. Reg 12i 9).
Stoff und Gestaltung
Wenn Sagenzeit und geschichtliche Zeit in ursprünglicher Über-
lieferung durch eine tiefe, nur künstlich überbrückte Kluft getrennt
sind, so begreift sich das aus dem verschiedenen Ursprung von Sage
und geschichtlicher Kunde.
Was J über die Sagenzeit erzählt, ist seinem Ursprung nach
im wesentlichen mythischer Art. Das gilt zunächst von den Sagen
der Urzeit: vom Gottesgarten und der Vertreibung der Urmenschen,
von der Liebe der Göttersöhne zu den Töchtern der Menschen und
der Erzeugung der Riesen, vom Turm zu Babel und seiner Zer-
störung durch die Gottheit, von Noah, dem Weinbauer. Diese
Stoffe entstammen der Kulturwelt Vorderasiens, die lange unter
dem Einfluß Babyloniens gestanden hat. Babylon gilt deshalb
als Urheimat der Menschheit Gen 111-9, und östlich davon in weiter
Ferne liegt der von der Gottheit selbst gepflanzte Garten, in dem
die Urmenschen wohnen Gen 2s. Die Menschheit besteht nicht, wie
im Nomadentum, aus Geschlechtern und Stämmen, sondern aus
Völkern und Sprachen, und diese aus einzelnen Individuen; am
Anfang steht das Menschenpaar, der Mensch und sein Weib. Ein-
zelne Vorstellungen dieser Mythen mögen letztlich babylonischen
Ursprungs sein, wie die vom Lebensbaum oder vom Gottesgarten,
der mit dem babylonischen Gottesberge verglichen werden kann;
aber es handelt sich auch da nicht um direkte Übernahme baby-
lonischer Mythenstoffe. Im ganzen sind diese Mythengeschichten
teils unmittelbar kanaanäischen Ursprungs, teils, sofern anderer
Herkunft, in Kanaan gestaltet worden. Die Sage vom Ursprung
45
Beseitigung der Gegner Salomos nach seiner Thronbesteigung liegt
noch der ausführliche Bericht vor; erhalten ist sonst an ausge-
führten Erzählungen nur die von Salomos Urteil 1. Reg 34a 16-28,
welches als seine erste Regierungstat erscheint (328). Was sonst
aus J vorliegt, sind nur Fetzen. Wie stark abweichend von E die
Darstellung Salomos bei J war, lehrt 1. Reg 12i 3b-i4 16 18—19, wo
auf ihn als harten Despoten zurückgeblickt wird. Der Ruf, mit
dem sich Israel schon gegen den alten David empörte 2. Sam 20i,
wird von neuem laut, und mit lapidarem Satze schließt der Ver-
fasser sein Werk: ,,So fiel Israel vom Hause Davids ab bis auf
diesen Tag“ (1. Reg 12i 9).
Stoff und Gestaltung
Wenn Sagenzeit und geschichtliche Zeit in ursprünglicher Über-
lieferung durch eine tiefe, nur künstlich überbrückte Kluft getrennt
sind, so begreift sich das aus dem verschiedenen Ursprung von Sage
und geschichtlicher Kunde.
Was J über die Sagenzeit erzählt, ist seinem Ursprung nach
im wesentlichen mythischer Art. Das gilt zunächst von den Sagen
der Urzeit: vom Gottesgarten und der Vertreibung der Urmenschen,
von der Liebe der Göttersöhne zu den Töchtern der Menschen und
der Erzeugung der Riesen, vom Turm zu Babel und seiner Zer-
störung durch die Gottheit, von Noah, dem Weinbauer. Diese
Stoffe entstammen der Kulturwelt Vorderasiens, die lange unter
dem Einfluß Babyloniens gestanden hat. Babylon gilt deshalb
als Urheimat der Menschheit Gen 111-9, und östlich davon in weiter
Ferne liegt der von der Gottheit selbst gepflanzte Garten, in dem
die Urmenschen wohnen Gen 2s. Die Menschheit besteht nicht, wie
im Nomadentum, aus Geschlechtern und Stämmen, sondern aus
Völkern und Sprachen, und diese aus einzelnen Individuen; am
Anfang steht das Menschenpaar, der Mensch und sein Weib. Ein-
zelne Vorstellungen dieser Mythen mögen letztlich babylonischen
Ursprungs sein, wie die vom Lebensbaum oder vom Gottesgarten,
der mit dem babylonischen Gottesberge verglichen werden kann;
aber es handelt sich auch da nicht um direkte Übernahme baby-
lonischer Mythenstoffe. Im ganzen sind diese Mythengeschichten
teils unmittelbar kanaanäischen Ursprungs, teils, sofern anderer
Herkunft, in Kanaan gestaltet worden. Die Sage vom Ursprung